Nizza - Die NATO will ihr Engagement in Afghanistan auf den Westen des Landes ausweiten. Entsprechende Planungen standen im Mittelpunkt eines informellen Treffens der Verteidigungsminister am Donnerstag in Nizza. Der deutsche Verteidigungsminister Peter Struck deutete an, dass sich die Bundeswehr noch stärker im Norden Afghanistans engagieren werde. Weiteres Thema das Treffens war die NATO-Ausbildungsmission im Irak.

Hierbei zeichnete sich auf Druck der USA eine stärkere Beteiligung der NATO-Staaten an der Mission ab. Dies hatte US-Außenministerin Condoleezza Rice bei ihrem Antrittsbesuch in Brüssel am Mittwoch gefordert. Frankreich und Spanien kündigten an, wie Deutschland außerhalb des Iraks an der Ausbildung irakischer Soldaten und Polizisten teilzunehmen. Die Bundeswehr trainiert die Sicherheitskräfte in den Vereinigten Arabischen Emiraten.

NATO stockt um 60 Mitarbeiter auf

Die NATO hat für die Ausbildungsmission in Bagdad rund 100 Mitarbeiter stationiert und will diese auf 160 aufstocken. Die Bereitschaft der Mitgliedstaaten dazu war bisher allerdings eher verhalten. Ziel der NATO ist, pro Jahr rund 1.000 irakische Sicherheitskräfte auszubilden. Erwartet wurde, dass US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld in Nizza Druck auf die anderen NATO-Staaten ausüben würde, sich stärker zu engagieren.

Die ISAF-Mission in Afghanistan hatte die NATO über die Hauptstadt Kabul hinaus bereits in den Norden des Landes ausgeweitet, wo vor allem die Bundeswehr und Großbritannien so genannte Wiederaufbauteams in den Provinzen (PRT) unterhalten. Eine Ausweitung der PRT in den Westen um die Stadt Herat soll vor allem von Italien, Spanien und Litauen getragen werden.

Ausweitung auch auf den Süden geplant<7b>

Zudem plant die NATO im Lauf des Jahres eine Ausweitung der Mission auch auf den Süden. Struck bot an, dass die deutsche Bundeswehr im Norden die britischen Aufgaben übernehmen könnte. Dann könnte sich Großbritannien um das Mandat im Süden um die Stadt Kandahar kümmern. Die Ausweitung der Mission steht im Zusammenhang mit dem NATO-Plan, die Kontrolle über das gesamte Land zu übernehmen.

Dazu fordern die USA, die 8.500 Soldaten starke ISAF-Truppe, von denen die Bundeswehr rund 2.200 stellt, mit der US-geführten Mission "Enduring Freedom" zu integrieren. Die US-Mission widmet sich ausschließlich dem Kampf gegen versprengte Taliban-Kämpfer und Mitglieder der Terrororganisation al-Qaeda (Al Kaida) von Osama bin Laden. Vor allem Deutschland und Frankreich haben aber noch Vorbehalte gegen eine Integration beider Missionen. Diplomaten äußerten sich dennoch zuversichtlich, dass eine Zusammenlegung bis 2006 erfolgen könnte. (APA/AP)