Foto: Rave Up
LES HOMMES SAUVAGES Playtime
(Rave Up: 01/ 596 96 50) Daniel Brühl trägt in dem Film "Die fetten Jahre sind vorbei" ein T-Shirt von den Koolkings. Es war dies eine leider nur kurzlebige Band mit Alex Chilton und dem Berliner Christoph Hahn alias Justice Hahn. Das Vermächtnis der Koolkings hieß Shocked And Amazed und betörte durch einen verkaterten Existenzialisten-Rock und transatlantischen Country, der in einer gewagten Interpretation von Kraftwerks Autobahn gipfelte.

Nun hat Hahn Les Hommes Sauvages gegründet. Nachdem er die 90er an der Seite von Michael Gira von den Swans, verbracht hat, setzt er mit Playtime etwas gesünder dort an, wo die Koolkings aufgehört haben: Spätnächtliche Balladen treffen hier auf forcierten Rockabilly der Alan-Vega-Art.

Götterstimme Hahn croont sich durch die auch mit den Koolkings schon eingespielten Jahrhundertnummern Tears und Les Lettres. Thomas Wydler, bestens bekannt von den Bad Seeds, wischt dazu die notwendige Wehmut aus den Fellen, Chris Spedding - auch nicht niemand - greift kongenial in die Saiten und begleitet so das vielleicht am besten gehütete Geheimnis der deutschen Popmusik durch ein brillantes Werk, das Hahns Berliner Idiom prägt. Playtime soll demnächst eine Single folgen: Mit nicht minder begnadeten Coverversionen von Lee Hazlewood und Roxy Music. Live überzeugten Les Hommes Sauvages zuletzt in Wien - im Vorprogramm von Nick Cave. MAGNOLIA ELECTRIC CO Trials & Errors
(Secretly Canadians) Jason Molina gebührt das Neil-Young-Ehrendoktorat. Bereits mit der Band Songs: Ohia widmete er sich dem bettschweren Blues-Rock des Kanadiers zu dessen bester Zeit, den mittleren 70ern, als dieser Meisterwerke wie On The Beach veröffentlichte. Dieses Album gilt Molina zweifelsfrei als Ausgangspunkt seiner Kunst: Behäbige Gitarren, herzergreifende Melodien und ein dichtes Arrangement prägen nun auch die auf Trials & Errors festgehaltenen Liveaufnahmen. Wobei man Errors erfolglos sucht: Für alle von Young zuletzt etwas Enttäuschten: Das ist euer Album! GENERAL PATTON VS THE X-ECUTIONERS
(Ipecac/ Trost) Mike Patton, umtriebiger Extremist in allen Genres vom Metal bis zum Al-Green-Karaoke-Soul, tritt hier gegen die Turntable-Alleskönner X-Ecutioners an: Während Rob Swift und Co. satte und gut abgehangene Beats sowie genialische Scratches produzieren, sticht Patton wieder einmal ordentlich der Hafer. Doch trotz der spürbaren Explosionsbereitschaft hält sich Patton mit allzu nervigen Ausflügen weit gehend zurück und erfreut mit seinem wandlungsfähigem Gesang, der hier von den vielleicht besten Händen des HipHop umsorgt wird. HANDSOME BOY MODELING SCHOOL White People
(Warner) Die beiden Kindsköpfe Dan The Automator und Prince Paul präsentieren hier nun die Absolventen ihrer bereits vor ein paar Jahren ins Leben gerufenen Handsome Boy Modeling School. Man hört fortgesetzten, ganz normalen Wahnsinn unter besonderer Berücksichtigung politisch wenig korrekter Schmähführung. Zwischen gemächlichen Old-School-Beats erblüht ein infantiler Humor, der an "Otto Walkes goes HipHop" erinnert. Sprich: Man muss zwar stellenweise lachen, es ist einem aber sofort peinlich. Nett, aber belanglos. THE FRAMES Burn The Maps
(Edel) Zuletzt am FM4-Geburtstagsfest als Köder für Erwachsene ausgelegt, brillierten die Iren auf ihrem neuen Album durch gepflegtes Songwriting im Gewand eines verhaltenen Rock, aus dem man da wie dort ausbricht, ohne die Neigung zu großen Melodien deshalb zu vernachlässigen. Gesamtkunstwerk. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 11.2.2005)