Von Montag bis Freitag täglich eine Stadtgeschichte von Thomas Rottenberg

Auch als Buch: Die besten Stadtgeschichten aus dem Stadtgeschichten - Archiv - zum Wiederlesen & Weiterschenken. "Wiener Stadtgeschichten" mit Illustrationen von Andrea Satrapa-Binder, Echomedia Verlag Ges.m.b.H., ISBN 3-901761-29-2, 14,90 Euro.

Echo-Verlag

Es war heute. Eigentlich auch schon gestern. Und vorgestern. Aber wie der Sport heißt, habe ich noch immer nicht mitbekommen. Aber ich bin ja auch nur halb da. Die im Eurosport sagen jedenfalls ständig „Welsh Masters“ – und das steht auch auf den Kugeln, die da von älteren Herren den Männern gerollt werden – aber „Welsh Masters“ klingt nicht wie der Name einer Sportart. Nicht, wenn sie aussieht wie Spannteppich-Hallenboccia mit bunten, zuckermelonengroßen Lederbällen mit groben Nähten. Nicht einmal dann, wenn man im Bett liegt und versucht, Grippesymptome gezielt mit Langeweile zu vertreiben.

In der Grippesaison vor drei Jahren war es Curling. Und das wahre Ausmaß der Wintergrippewelle ließ sich dann, im Sommer, daran ermessen, wie viele Menschen in Schanigärten, auf Parties oder im Bad auf Stichwort über Regeln, Teilnehmer und Sieger der Eis-Schrubb-Meisterschaft zu erzählen wussten.

"Du versäumst nichts"

In einem war man sich einig: Es war vor allem das Repetitive, fast schon an Zen-Gärtnerei erinnernde Gleichförmigkeit der Schub- und Schrubbabläufe, die Curling zum idealen Krankenbettfernsehen machte. „Du versäumst nichts – wenn du jetzt einschläfst und in sechs Stunden wieder aufwachst, wird immer noch alles so sein, wie jetzt gerade oder vor zwei Stunden,“ sagten die Curlingbilder.

Heuer ist es also walisisches Spannteppich-Hallenboccia. Stundenlang. Vor vollem Saal. Im Sommer wird das dann wohl auch wieder fast cool klingen.