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Hat VA-Tech vielleicht zu schnell verkauft: ÖIAG-Chef Peter Michaelis.

Foto: REUTERS/HERWIG PRAMMER
Wien - Kaum biegt Siemens bei der VA-Tech-Übernahme in die Zielgerade ein, liegen erneut Stolpersteine auf der Fahrbahn. Ärger droht insbesondere der ÖIAG, denn die in Linz ansässige Aktionsgruppe "Werkstatt Frieden & Solidarität" hat am Montag angekündigt, Strafanzeige gegen Vorstand und Aufsichtsrat der Verstaatlichtenholding einbringen zu wollen.

Stein des Anstoßes: Die ÖIAG-Organe hätten mit ihrem Beschluss, die 14,69 Prozent an der VA Tech an Siemens zu verkaufen, nicht die Interessen des Eigentümers Republik Österreich wahrgenommen, "sondern gezielt dem Betreiber der Übernahme zugearbeitet", kritisieren die Linzer Aktivisten gegen Aufrüstung und Sozialabbau.

Vorwurf der Untreue

Sie sehen im Vorgehen der ÖIAG den Tatbestand der Untreue verwirklicht. Ob die Störaktion Erfolg hat, entscheidet die Staatsanwaltschaft Linz. Sie muss prüfen, ob Erhebungen eingeleitet werden.

Hintergrund der Causa ist, dass die um ÖIAG-Präsident Alfred Heinzel versammelten Kapitalvertreter bereits am 10. Jänner 2005 beschlossen haben, die 2,25 Millionen Aktien zum Preis von "mindestens 55 Euro je Aktie" an Siemens zu verkaufen - obwohl offiziell noch nicht bekannt war, dass Siemens das Angebot auf 65 Euro je Aktie erhöhen wird.

Einem allfälligen Strafverfahren sieht man in der Staatsholding dennoch gelassen entgegen, denn erstens sei das Siemens-Angebot noch nicht durch, und zweitens habe der Aufsichtsrat die Causa sehr sorgfältig geprüft - sie entspreche dem Privatisierungsauftrag. Da eine Strafanzeige noch nicht vorliege, könne man derzeit aber noch keine Bewertung vornehmen, sagt eine ÖIAG-Sprecherin.

Siemens zeigt sich siegessicher

Sehr sicher, dass beim dritten Versuch alles glatt geht und auch die 90-Prozent-Hürde genommen wird, ist man indes bei Siemens. Zünglein an der Waage ist Goldman Sachs, die offiziell 791.122 Stück VA-Tech-Aktien besitzt (Gerüchten zufolge aber fast doppelt so viel wie die gemeldeten 5,15 Prozent).

Da Goldman Sachs bis dato (noch) keinen Verkauf gemeldet hat, bleibt das Rennen spannend - zumal Siemens bis Freitag der Vorwoche weder auf die Bedingung verzichtet hat, 90 Prozent aller Tech-Aktien zu bekommen, noch die Angebotsfrist verlängert hat.

"Am Donnerstag zu kommen und zu sagen, wir akzeptieren auch 87 oder 88 Prozent, wird nicht gehen", sagt ein Insider. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 08.02.2005)