Nicht nur zur ORF-Reform von ÖVP und FPÖ wurde ein "Weisenrat" bemüht: Ein solches Gremium sucht im Auftrag der sozialistischen Regierung von José Luis Rodríguez Zapatero nach einem Ausweg aus der Finanzkrise des spanischen Staatsrundfunks RTVE.

Seit Anfang der 90er-Jahre wachsen die Verluste des öffentlich-rechtlichen Senders, der ein kostspieliges Netz von Regionalstudios und Korrespondentenbüros in vielen Ländern Lateinamerikas unterhält, unaufhaltsam und haben 7,5 Milliarden Euro erreicht. Vergeblich bemühten sich Regierungen verschiedener Couleurs, die explodierenden Kosten in den Griff zubekommen. Vorgeschlagene Maßnahmen, wie Personalabbau oder Auslagerung von Geschäftsbereichen, scheiterten am Einspruch der Gewerkschaften.

Die Tageszeitung El País berichtet aus dem noch unveröffentlichten Abschlussbericht. Demnach empfehlen die Weisen, die 7,5 Milliarden aus dem Staatshaushalt zu begleichen, um einen "schuldenfreien Neubeginn" zu ermöglichen.

Weitere 650 Millionen Euro Verlust budgetiert

Doch schon für 2005 sind weitere 650 Millionen Euro Verlust budgetiert. Auch hier soll das Budget herhalten: Der Staat möge die Hälfte der laufenden Kosten abdecken.

Das wäre deutlich mehr als bisher: 2001 etwa kamen 600 Millionen Euro aus Werbung, 66 aus dem Budget. In Spanien werden keine Rundfunkgebühren eingehoben.

50 Prozent des TVE-Budgets sollen künftig aus Werbung und Programmverkäufen kommen. Statt bisher zwölf Minuten Werbung pro Stunde mögen ihr künftig neun erlaubt sein, schlägt der Weisenrat vor. Das soll der privaten Konkurrenz zugute kommen. (Josef Manola aus Madrid/DER STANDARD; Printausgabe, 8.2.2005)