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Globale Wahrnehmung in kleinen Gehirnen: Die Honigbiene entwickelt regelrechte Landkarten im Kopf.

Foto: AP /Jens Meyer
Washington/Berlin - Bienen prägen sich Berliner Forschern zufolge Landkarten ein, um sich in ihrer Umgebung zurecht zu finden. "Die Tiere können viel mehr, als wir je erwartet haben", sagte Randolf Menzel von der Freien Universität zu seinen im Fachmagazin "Proceedings of the National Academy of Sciences" (PNAS, DOI: 10.1073/pnas.0408550102) veröffentlichten Ergebnissen.

"Sie haben eine Gedächtnisstruktur für den Raum in ihren Köpfen, den wir als Karte bezeichnen würden." Bisher hatten die Wissenschafter angenommen, dass Bienen sich hauptsächlich an aus Flugrichtung und Entfernung errechneten Richtungspfeilen (Vektoren) orientieren.

In dem Versuch wurden die Bienen gefangen und dann an anderer Stelle wieder frei gelassen. Das Team um Menzel zeichnete die Flugmuster per Radarmessung auf. Dabei verglichen sie das Verhalten drei verschiedener Gruppen von Bienen. Eine Gruppe bestand aus Tieren, die die Position eines 200 Meter entfernten Futterautomaten exakt kannten und nach einem festgelegten Vektor flogen. Einer zweiten Gruppe fehlte der Lageplan, weil der Automat innerhalb eines Zehn-Meter-Radius mehrmals verschoben wurde. Die Futter-Informationen einer dritten Gruppe von Bienen schließlich kamen aus "zweiter Hand" - sie beruhten auf den Futtertänzen anderer Bienen.

Markante Landschaftspunkte dienen der Orientierung

Unabhängig davon, ob sie zuvor nach Vektoren, im suchenden Orientierungsflug oder nach dem weitergegebenen Wissen anderer Bienen flogen, nahmen alle Bienen nach ihrer Freilassung zunächst den vor der Gefangennahme verfolgten Kurs wieder auf. Sie wurden jedoch rasch langsamer und wechselten öfter die Richtung, um sich neu zu orientieren. Schließlich flogen sie schnell und direkt entweder zu ihrem Stock oder zum Futterautomaten und erst danach zum Stock. Dies zeige, dass die Bienen schnell registrierten, dass sie an einem anderen Ort waren und sich auf die Suche nach Landmarken wie Bäumen, Häusern oder Straßen machten, erklärte Menzel. Wurden sie fündig, verknüpften sie die Landmarken-Karte mit den Vektorinformationen ­ und berechneten so den direkten Weg zum Ziel. Dabei könnten die Tiere zudem zwischen mindestens zwei Zielen wählen.

Auch von anderen Tieren wie Eichhörnchen und Vögeln ist bekannt, dass sie sich abstrakte geometrische Landkarten einprägen, in der markante Landschaftspunkte miteinander in Beziehung gesetzt werden. (APA/dpa)