"In Österreich wird Proteom-analyse derzeit noch nicht einmal an den Universitäten unterrichtet", kritisiert Karl Mechtler vom Wiener Institut für Molekulare Pathologie. Zumindest wird aber die vorhandene Expertise effizient gebündelt: Vor zwei Jahren schlossen sich einschlägig tätige Forscher zur Austrian Proteomics Platform (APP) zusammen. "Wir wollen nicht wie die Lemminge den anderen hinterher laufen, sondern uns auf eigene Fragestellungen konzentrieren", erklärt APP-Leiter Lukas Huber von der Innsbrucker Uniklinik.

Die Zusammenarbeit der drei Standorte Wien, Graz und Innsbruck würde die optimale Nutzung der teuren Infrastruktur ermöglichen. Am Innsbrucker Biozentrum werden jene Vorgänge untersucht, die zur Entstehung von Brustkrebs führen. Als Spezialität gilt die Vorsortierung der zu untersuchenden Proteine. Diese macht es erst möglich, das komplexe Zusammenspiel der relevanten Bausteine zu untersuchen. "Wir versuchen die Ketten von Signalen nachvollziehbar zu machen, die dazu führen, dass sich eine gesunde in eine Krebszelle verwandelt", erläutert Huber.

Der Schwerpunkt der Grazer Gruppe liegt in der Erforschung von entzündlichen Krankheiten. Als "wichtige Belebung der Szene" sieht Huber das neue Christian-Doppler-Laboratorium für Proteomanalyse in Wien. Gustav Ammerer, der die neue Forschungsstelle leiten wird, sieht seine Aufgabe in der Weiterentwicklung der Analysemethoden: Für unterschiedliche Fragen soll das jeweils beste Untersuchungswerkzeug gefunden werden. "Manchmal soll gemessen werden, wie häufig ein Protein in einer Zelle vorkommt, dann wieder ist das Verhältnis zwischen modifizierten und unmodifizierten Proteinen gefragt", schildert Ammerer. Entscheidend sei dabei etwa die Vorbereitung der Proben.

Die Christian-Doppler-Gesellschaft fördert das Labor mit jährlich 500.000 Euro, mit dem IMP soll eng kooperiert werden. Auch die Ausweitung der Aktivitäten des APP ist geplant. "Wir sind gerade dabei, neue Kooperationspartner an Bord zu holen", verrät Huber. Man wolle sich verstärkt um die Pharmaforschung bemühen. Schließlich könne man mit der Proteinanalyse erforschen, wie ein Wirkstoff in den Proteinhaushalt des Körpers eingreift. Dieses Wissen soll Entwicklungsdauer und -kosten neuer Arzneien reduzierten. Und vielleicht werden auch Studierende an heimischen Unis irgendwann von der gar nicht mehr so neuen Technologie erfahren. (derk/DER STANDARD, Printausgabe, 5./6. 2.2005)