Peking/Paris - Die internationale Organisation zur
Verteidigung der Pressefreiheit hat am
Samstag die chinesischen Behörden zur Freilassung des bekannten
Journalisten und Poeten Shi Tao aufgerufen, der sich seit November
vergangenen Jahres in Haft befindet und am 28. Jänner in Peking wegen
"Verrats von Staatsgeheimnissen" im Internet unter Anklage gestellt
worden ist. Ihm droht eine Zuchthausstrafe von drei Jahren bis
lebenslänglich.
Zugleich appellierte RSF in einer in Paris veröffentlichten
Erklärung an die Europäische Union, den Fall auf die Tagesordnung der
Dialoggespräche mit der Volksrepublik China zu setzen, die am 24. und
25. Februar in Luxemburg stattfinden sollen.
2004 mindestens 42 Journalisten in China in Haft
Nach Angaben des internationalen Komitees zum Schutz von
Journalisten (CPJ) in New York waren in China Ende 2004 mindestens 42
Journalisten wegen der Ausübung ihres Berufes inhaftiert.
Einen rasanten Anstieg der Festnahmen von Internet-Dissidenten in
China hat die Menschenrechts- und Gefangenenhilfe-Organisation
amnesty international (ai) verzeichnet. Die Inhaftierungen erfolgen
laut ai-Bericht überwiegend wegen "Subversion" oder "Gefährdung der
Staatssicherheit". Peking fördert die Internet-Nutzung vor allem in
Wirtschaft und Bildung, versucht aber, die Bevölkerung von
regimekritischen Berichten oder Nachrichten von Menschenrechtsgruppen
fern zu halten. Alle Internet-Cafés seien verpflichtet, die Polizei
über ihre Kunden zu informieren. Jeder, der im Internet surft, sei
der potenziellen Gefahr der Zwangsarbeit und Haft ausgesetzt,
erklärte die Organisation. (APA)