Foto: STANDARD/Regine Hendrich
Wien – Anfang 2003 wurde eine Wahlburgenländerin mit Berliner Idiom mit einer originellen Geschichte durch die Medien gereicht: Im ORF berichtete sie der beeindruckten Vera Russwurm von einer sensationellen Erfindung, auch das Magazin "profil" schrieb vom "Wunder- Gatsch".

Manja König, so der Name der Hausfrau, hat Kinder. Und diese hätten eines Tages mit diversen Materialien aus Küche und Schrank zur Gaudi herumgepantscht. Nachdem die mit der Kindermixtur beklecksten Putzfetzen, aus einem alten Hemd bestehend, gewaschen worden waren, kamen sie plötzlich unverknittert aus der Wäsche.

In mehreren Nachstellversuchen, so die Legende weiter, habe Frau König schließlich die Wunder wirkende Kombination der Ingredienzen herausgefunden. Angeblich sei die Industrie bei ihr Schlange gestanden. Angeblich war auch ein Scheich interessiert.

Haustürverkauf

Zwei Jahre nach dem Medienhype ist das Produkt "Swobb" zwar nicht im Handel erhältlich, wird aber von so genannten Strukturvertrieben, also von Handelsvertretern per Haustürverkauf an die Frau gebracht. Und vor Gericht wird heftigst darum gestritten. Zivilrechtsverfahren hauptsächlich.

Aber es gibt auch schon einen Betrugsvorwurf. Ein ehemaliger Geschäftspartner von Manja König, der niederösterreichische Geschäftsmann Herbert Lechner, hat eine Sachverhaltsdarstellung bei der Staatsanwaltschaft Wien eingebracht, in der er König "gewerbsmäßigen Betrug" vorwirft. Im Wesentlichen geht es darum, dass Lechner laut seinen Angaben um rund 150.000 Euro Ware gekauft habe, deren Qualität nicht stimme ("sie verklumpt innerhalb eines Monats", sagt er zum STANDARD), diese wolle König nun nicht zurücknehmen. Darüber hinaus wirft Lechner seiner Exgeschäftsfreundin vor, sie habe ihm Exklusivrechte für den Vertrieb zugesichert, das Geld für die abgenommene Ware aber nur dafür benutzt, um einen eigenen Vertrieb aufzubauen. Ein anderer Exgeschäftsfreund sagt zum STANDARD: "Es haben sehr viele Leute exklusive Vertriebsrechte bekommen."

Alles Unsinn, sagt König zum STANDARD, "ich habe ihn (Lechner, Anm.) geklagt. Ich würde die Ware im Wert von 253.000 Euro gern wieder haben, aber er gibt sie mir nicht." Einen Exklusivvertrag bestreitet sie. Zum Vorwurf der Qualitätsmängel: "Meine Ware ist lagerfähig." Bei Brenntag Austria, dem Mischer von Swobb, heißt es: "Wir verwenden die Rezeptur von Frau König. Und über Qualitätsmängel ist bisher noch nichts an uns heran getragen worden." In der Flasche, die Lechner dem STANDARD zukommen ließ (siehe Foto), ist nichts Flüssiges mehr. König: "Lechner lagert sie falsch."

Piraterie-Vorwürfe

König deutet im STANDARD-Gespräch weiter an, dass Lechner wirtschaftliche Schwierigkeiten habe. Lechner – er ist seit zehn Jahren auch Franchisegeber für 27 Sonnenstudios der Marke "Sun & Fun" – bestreitet das gar nicht für das Geschäftsfeld Waschmittelzusatz. "Die Ware ist unverkäuflich."

Die Sache wird noch verworrener: "Dini", Lechners Ersatzprodukt, wird von einer deutschen Firma, Inovatec, hergestellt. Diese stellte anfangs auch Swobb her. Die Deutschen behaupten, sie hätten das Produkt erst marktreif gemacht, unter anderem mit einem dermatologischen Gutachten. "Gegen die läuft jetzt eine Klage wegen Produktpiraterie", sagt König.

Ein letztes Gespräch zwischen König und Lechner brachte kein Ergebnis, Letzterer ging zur Staatsanwaltschaft, diese wird jetzt mit den Einvernahmen beginnen. Auf die Frage, wie es ihr eigentlich mit den vielen Gerichtsterminen gehe, sagt König: "Sehr gut. Ich habe 700 Mitarbeiter und bin glücklich. Aber es gibt Menschen, für die zählt ein Handschlag eben nichts." (Leo Szemeliker, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 5./6.2.2005)