Banja Luka/Wien - Die bosnisch-serbische Polizei verhandelt mit der Familie von Radovan Karadzic und versuche diese zu überzeugen, dass sich der Ex-Präsident der Republika Srpska dem UNO-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag stellt. Dies bestätigte der bosnisch-serbische Innenminister Darko Matijasevic heute Freitag in Banja Luka, berichtete die Belgrader Nachrichtenagentur Beta. Die Polizei habe "periodische" Kontakte mit der Karadzic-Familie. Ziel sei es, Karadzic davon zu überzeugen, dass er sich freiwillig dem Haager Tribunal stellt.

Über den Verlauf der bisherigen Gespräche mit Familienmitgliedern von Karadzic wollte Matijasevic keine Angaben machen. Er kündigte jedoch die baldige Fortsetzung der Verhandlungen an.

Karadzic wurde nach dem Ende des Krieges in Bosnien-Herzegowina (1992-1995) vom UNO-Tribunal der Kriegsverbrechen angeklagt. Etwa ein Jahr später tauchte er unter. Die meisten Beobachter gehen davon aus, dass sich Karadzic im Osten Bosnien-Herzegowinas versteckt.

Bosnisch-serbischer Präsident: Karadzic und Mladic müssen in Haft

Die Zusammenarbeit der bosnisch-serbischen Republik mit dem UNO-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag muss fortgesetzt werden bis alle Angeklagten in Haft sind - einschließlich Radovan Karadzic und Ratko Mladic. Dies sagte der Präsident der Republika Srpska, Dragan Cavic, am Freitag in Banja Luka, berichtete die Nachrichtenagentur Beta. Die Kooperation mit dem UNO-Tribunal sei eine zu erfüllende Verpflichtung, weil nur dadurch die euroatlantische Integration Bosnien-Herzegowinas möglich sei, betonte Cavic.

Unterstützung des Berichts der Sebrenica-Kommission

Der Präsident unterstrich, dass er weiter den Bericht der Srebrenica-Kommission über die Vorgänge in der ehemaligen Bosniaken-Enklave im Juli 1995 unterstütze, weil dieser auf Beweisen beruhe. Damit reagierte er auf ein am Donnerstag aufgetauchtes anonymes Schreiben, in dem die Zahl der Opfer des Srebrenica-Massakers angezweifelt wird.

Eine von der Regierung in Banja Luka eingesetzte Kommission hatte im Oktober vergangenen Jahres in ihrem Bericht etwa 7.800 Opfer registriert. Im November entschuldigte sich die Regierung für das von bosnisch-serbischen Truppen verübte Massaker und bekundete zugleich die Entschlossenheit, "alle, die sich der Kriegsverbrechen schuldig gemacht haben, der Gerechtigkeit zuzuführen".

Cavic erinnerte am Freitag vor Journalisten, dass mittlerweile mehr als 30 Massengräber entdeckt wurden. Die genaue Zahl der Srebrenica-Opfer werde man erst kennen, wenn alle Massengräber geöffnet und Identifikationen durchgeführt wurden, sagte Cavic. (APA)