Seoul - Die USA wollen nach südkoreanischen Angaben im Falle eines neuen Krieges auf der koreanischen Halbinsel bis zu 690.000 Soldaten zur Verteidigung Südkoreas entsenden. Ein entsprechender Notfallplan sehe außerdem die Verlegung von bis zu 2000 Militärflugzeugen und 160 Kriegsschiffen der US-Streitkräfte in das Kriegsgebiet vor, hieß es in einem am Freitag veröffentlichten "Weißbuch" des Verteidigungsministeriums in Seoul. US-Präsident George W. Bush hatte Nordkorea neben dem Iran und dem Irak als "Achse des Bösen" bezeichnet.

Derzeit 32.500 US-Soldaten in Südkorea

Sollte Südkorea angegriffen werden, würden die USA mehr als 40 Prozent ihrer Marine, 50 Prozent der Luftwaffe und 70 Prozent der Marineinfanterie um die Halbinsel zusammenziehen: "Dies wird als Ausdruck der Verpflichtung der USA für die Sicherheit auf der Halbinsel interpretiert." In dem Weißbuch wurde nicht im einzelnen ausgeführt, woher die Verstärkung der US-Streitkräfte kommen soll. Zur Abschreckung des kommunistischen Nordens haben die USA derzeit 32.500 Soldaten in Südkorea stationiert. Nordkorea hat mehr als 1,1 Millionen Soldaten unter Waffen, während die südkoreanischen Streitkräfte eine Stärke von mehr als 650.000 Mann haben.

Nordkorea nicht mehr "Hauptfeind"

In dem Weißbuch, in dem die Ziele der südkoreanischen Verteidigungspolitik genannt werden, vermied es das Ministerium erstmals seit zehn Jahren, Nordkorea als "Hauptfeind" zu definieren. Angeführt wird die spezifische militärische Bedrohung durch Nordkoreas konventionelle und Massenvernichtungswaffen. Auf die Bezeichnung "Hauptfeind" werde wegen der "doppelten Natur" der innerkoreanischen Beziehungen verzichtet. Seoul verfolgt seit Jahren eine Verständigungspolitik gegenüber Pjöngjang.

Washington hatte im Juni des Vorjahres angekündigt, die Zahl der damals in Südkorea stationierten 37.500 Soldaten bereits bis Ende 2005 um ein Drittel zu verringern. Die Pläne lösten in Südkorea Befürchtungen aus, dass der Abzug die Sicherheit auf der geteilten Halbinsel beeinträchtigen könnte. (APA/dpa/AFP)