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Erich Laminger wurde überraschend zum neuen Chef des Hauptverbands.

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Wien - Der Unternehmer Erich Laminger (56) wird überraschend neuer Vorstandschef im Hauptverband der Sozialversicherungsträger. Bei der entscheidenden Abstimmung erhielt der Wirtschaftsbund-Kandidat 10 von 12 Stimmen. Sein Stellvertreter wird Eisenbahner-Chef Wilhelm Haberzettl, der sich mit sieben Stimmen durchsetzte.

Nach dem Patt im ersten Durchgang zwischen dem Tiroler AK-Präsidenten Fritz Dinkhauser (V) und Eisenbahner-Chef Wilhelm Haberzettl (S) konnte sich mit Laminger nun einen lachende Dritter durchsetzen. Laminger ist Unternehmensberater und war bis 1994 Chef-Verhandler bei den Metaller-Lohnverhandlungen für die Wirtschaftsseite.

Diese völlig überraschende Kür soll Teil eines Deals zwischen Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl und ÖGB-Präsident Fritz Verzetnitsch sein. Demnach wird im Gegensatz zur Kür Lamingers Wirtschaftsbundgeneralsekretär Karlheinz Kopf seinen Posten als Vorsitzender der Trägerkonferenz zurücklegen und den Platz frei machen für den Obmann der Wiener Gebietskrankenkasse, Franz Bittner (S). Durch die Finger schauen wird vermutlich der VP-Arbeitnehmerbund ÖAAB.

Bittner desingniert

Der bisherige Vorsitzende der Trägerkonferenz im Hauptverband der Sozialversicherungsträger, Karlheinz Kopf, hat nach der Wahl von Erich Laminger entsprechend der sozialpartnerschaftlichen Verabredung sein Amt niedergelegt. Als Nachfolger Kopfs in dem zweiten wichtigen Gremium wurde der Obmann der Wiener Gebietskrankenkasse, Franz Bittner, designiert. Seine offizielle Wahl wird in zwei bis drei Wochen erfolgen, Kopf dürfte dann neben dem Tiroler Gebietskrankenkassen-Vorsitzenden Fred Hafner zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt werden.

Kopf begründete die heutigen Vorgänge damit, dass man nach einer sozialpartnerschaftlichen und gemeinschaftlichen Lösung gesucht habe: "Das ist die Philosophie, die dahinter steckt." Es habe sich angesichts des Patts um die Vorstandswahl gezeigt, dass die ursprüngliche Aufteilung der Posten zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern nicht aufrecht zu erhalten gewesen sei. Daher habe man nun den Tausch beim Vorsitz in den Gremien vollzogen. Er hoffe, dass damit der Hauptverband in kürzester Zeit funktionsfähig gemacht worden sei.

Wie Kopf betonte, hätten in den langen und zähen Verhandlungen letztlich alle Beteiligten zurückgesteckt, wofür er sich auch bedanke: "Alle haben Verzichtsübungen leisten müssen." Auch ihm sei es nicht leicht gefallen, so kurz nach seiner Wahl wieder zurückzutreten.

Der neue Vorstandschef Laminger zeigte sich von der Wahl hoch erfreut. Vor acht Tagen hätte er alles für möglich gehalten, nur nicht das, meinte der Unternehmensberater. Gleichzeitig verwies er darauf, über 20 Jahre Erfahrung in der Sozialpartnerschaft zu verfügen und damit für die Rolle durchaus geeignet zu sein. Auf Details wollte sich der Vorstandschef zunächst nicht einlassen. Laminger meinte aber, die Sozialversicherung sei für ihn ein hohes Gut und er wolle das auch in der Öffentlichkeit entsprechend darstellen.

Bittner konnte mit der heute gefundenen Lösung ebenfalls gut leben. Er sei recht froh, dass es so gelaufen sei. Wichtig ist für den Obmann der Wiener Gebietskrankenkasse, dass sich die Sozialpartnerschaft in dieser Frage durchgesetzt habe. Schließlich habe es vor allem seitens der ÖVP auch parteipolitische Einflüsse gegeben. Das Ergebnis zeige nun die Kompetenz von Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl und ÖGB-Chef Fritz Verzetnitsch.

Dinkhauser verärgert

Der Tiroler AK-Chef Fritz Dinkhauser hat sich nach seinem Scheitern im Poker um den Vorstandschef im Hauptverband der Sozialversicherungsträger unzufrieden gezeigt. Mit dieser Entscheidung werde das Gewicht des ÖAAB sicher nicht gestärkt, meinte er Freitagnachmittag im Gespräch mit der APA. Warum alles letztlich so gelaufen ist, müsse man Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl fragen. Besonders empört ist Dinkhauser, dass man ihm durch eine Gesetzesänderung den Posten eines zweiten Stellvertreters zukommen lassen wollte. Einen "Almosen-Stellvertreter" wolle er nicht haben: "Für das gebe ich mich nicht her."

Ob Dinkhauser nun als einfaches Mitglied im Vorstand bleibt, ließ der Tiroler AK-Chef offen. Das werde man sehen. Grundsätzlich lehne er es aber ab, den Beleidigten zu spielen. Auch Schuldzuweisungen vermied Dinkhauser. Diese hätten in der Politik nichts verloren.

Unverständnis zeigte der AK-Mann darüber, dass nun der SPÖ ein Spitzenposten zufällt. Schließlich sei die SP in Opposition und wolle hier im Hauptverband dann eine andere Politik machen. Das sei schon ein bisschen schizophren. Dass er letztlich keine Kampfkandidatur gegen Laminger oder Haberzettl gewagt hatte, begründete er damit, dass ihm von Wirtschaftsbund-Seite keine Unterstützung signalisiert worden sei.

Der stellvertretende Vorstandschef Wilhelm Haberzettl gab sich hingegen ungerührt darüber, dass er nun doch nicht den Spitzenjob hat. Das Ziel sei ausschlaggebend, daher bereue er seine Entscheidung auch nicht. Die Probleme im Gesundheitsbereich seien so groß, dass man nicht persönliche Gefühle und Eitelkeiten in den Mittelpunkt stellen solle. (APA)