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Georgiens Prmeier, Surab Schwanija, wurde in Tiflis tot aufgefunden.

Foto: APA/EPA/KURTSIKIDZE
Tiflis - Der georgische Ministerpräsident Surab Schwanija (Schwania) ist tot aufgefunden worden. Er sei im Haus eines Freundes gestorben, teilte das Innenministerium am Donnerstag mit.

Kohlenmonoxid-Vergiftung

Schwania ist nach Angaben des Justizministeriums an einer Gasvergiftung gestorben. Eine Blutanalyse habe Hinweise auf eine Kohlenmonoxid-Vergiftung ergeben, sagte ein Experte für Gerichtsmedizin am Donnerstag der Nachrichtenagentur Ria-Nowosti. "Die Untersuchung ergab Ersticken durch Gas." Dem Experten zufolge war Schwanias Carboxyhämoglobin-Wert mit über 40 Prozent bis zu achtmal so hoch wie im Normalfall.

Bereits mehr als 20 Prozent des Stoffes im Blut eines Menschen seien tödlich. Wenn Blut Sauerstoff im Gewebe abgegeben hat, bindet es Kohlendioxid, das aus der Lunge ausgeatmet wird. In dieser Form wird das Sauerstoff bindende Blut-Pigment Hämoglobin Carboxyhämoglobin genannt.

Der leitende Gerichtsmediziner, Lewan Guiga, hatte zuvor gesagt, es gebe keine Hinweise auf einen gewaltsamen Tod des Politikers. Das endgültige Autopsie-Ergebnis werde allerdings erst in knapp zwei Wochen vorliegen.

Der 41-jährige Schwanija war Anfang 2004 ernannt worden, nachdem Präsident Michail Saakaschwili nach einer Protestwelle wegen Wahlfälschungen an die Macht gekommen war. Sein Vorgänger Eduard Schewardnadse hatte sich zum Rücktritt gezwungen gesehen und sein Amt abgegeben.

Saakaschwili übernimmt Regierung

Nach dem Unfalltod von Ministerpräsident Schwania hat Präsident Michail Saakaschwili die Leitung der Regierung übernommen. Saakaschwili sagte am Donnerstag in Tiflis, er habe die Kabinettsmitglieder angewiesen, ihre Ämter vorläufig weiterzuführen. Zunächst hatte es geheißen, dass der bisherige Vize-Ministerpräsident Georgi Baramidse übergangsweise die Regierung führen werde.

Schwanija stand mit Saakaschwili an der Spitze der "Rosen-Revolution" Ende 2003, die zum Sturz Schewardnadses geführt hatte. Er soll der einflussreichste Berater des heute 37-jährigen Präsidenten gewesen sein.

Beiden wurde zugleich eine gewisse Rivalität nachgesagt, die aber niemals in der Öffentlichkeit sichtbar wurde. In den oft angespannten Beziehungen zwischen Saakaschwili sowie der Regierung Russlands und den Rebellen im eigenen Land wirkte Schwanija als Vermittler.

Seine Leiche wurde von einem Leibwächter gefunden. "Weil er längere Zeit nicht ans Telefon ging, hat ein Leibwächter das Fenster eingeschlagen (...) und die Leiche von Herrn Schwanija gefunden", sagte Innenminister Wano Merabischwili im Fernsehen. Die russische Nachrichtenagentur Interfax meldete, Schwanija habe sich im Haus von Raul Jusupow befunden, dem Vizegouverneur einer Region Georgiens. Auch er sei tot aufgefunden worden.

Vergiftung durch Gasheizung

Schwanija sei in einem Sessel nahe der Gasheizung gesessen. Vergiftungen durch Gasheizungen sind in Georgien keine Seltenheit. Ein Gerichtsmediziner der Polizei sagte, am Körper des Toten gebe es keine Anzeichen für Fremdeinwirkungen. Ergebnisse eines Bluttests, die weiteren Aufschluss über die Todesursache geben könnten, sollten noch am Donnerstag vorliegen. (APA/Reuters)