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Foto: APA/EPA/Guarriello

Christoph Gruber schien einen Braten zu riechen, nachdem er das Abfahrtstraining am Mittwoch in der sechstbesten Zeit einer Erledigung zugeführt hatte. Die Zeit allerdings wird, was ihr und erst recht Gruber völlig egal ist, niemals offiziellen Status erreichen, Gruber produzierte sie in einem unplombierten Anzug. "Für einen Trainerentscheid bin ich nicht gerade in einer glücklichen Position. Big Names haben bessere Karten, obwohl ich in den vergangenen beiden Rennen die besten Ergebnisse aller Qualifikanten brachte", sagte der Tiroler aus Schwaz.

Das war ein paar Stunden vor der abendlichen Sitzung im Quartier Miramonti, in dem die Trainer ihre Entscheidung bekannt gaben. Denn der Plan, jene Herrschaften, die für Österreich und ein bisschen für sich selber am Samstag die WM-Abfahrt bestreiten, auf sportlichem Weg zu ermitteln scheiterte.

Zur Erinnerung: Michael Walchhofer, der Weltmeister 2003, ist vom Reglement dazu berufen, seinen Titel zu verteidigen. Er muss zwar nicht – der zurückgetretene Super-G-Weltmeister Stefan Eberharter verzichtet -, aber er darf und will. Johann Grugger gewann heuer die beiden Weltcupabfahrten Abfahrten in Bormio und in Chamonix, logisch, dass er für die WM-Abfahrt fix aufgestellt wurde.

Am Sonntagabend hatte Cheftrainer Toni Giger seine Direktive ausgegeben, die da lautete: Hermann Maier, Fritz Strobl, Werner Franz und Christoph Gruber fahren im Dienstagtraining um drei Startplätze, klappt das nicht, wird das Spiel am Mittwoch noch einmal probiert.

"Wir denken"

Das erste Training am Montag, übrigens das bisher einzige vom regulären Abfahrtsstart, sollte nicht in die Entscheidung einfließen. In diesem war Fritz Strobl der Schnellste gewesen. Gestern verzichtete Strobl. Am Dienstag blies der Wind so stark, dass das Training ein Stückerl unterhalb vom Kombistart begonnen wurde. Am Abend dieses Tages meinte Giger, ihm würde ein großer Stein vom Herzen fallen, gäbe es am Mittwoch ein ordentliches Training und eine faire Entscheidung. Doch wie es der Teufel wollte – und wie es die Wetterberichter vorausgesagt hatten – durchkreuzte auch gestern der Wind den schönen Plan, und der Stein blieb oben.

Hermann Maier, am Mittwoch Neunter, schilderte die windigen Verhältnisse so: "Ich bin Passagen in der Hocke gefahren, die normal nie in der Hocke gehen." Und so: "Rundherum herrscht schlechtes Wetter. Überall steigt die Luft auf, und hier beschleunigt der Wind den einen und bremst den anderen." Aber prinzipiell sei er, Maier, "hier nicht zum Denken, sondern zum Fahren". Werner Franz, gestern Fünfter, heuer Sieger in Val d'Isere, einziger Blizzard-Fahrer im gesamten Feld, brauchte die Übung auch als Materialtest, er ging schon zu Mittag (fälschlicher Weise, wie sich zeigen sollte) davon aus, dass er am Samstag fährt. Das dachte er sich, "obwohl uns die Trainer sagten, ihr braucht's nicht denken, wir denken."

Guay Schnellster

Trainiert wurde so wie am Dienstag auf verkürzter Strecke vom Kombi-Start weg. Schnellster war bei starkem Wind in 1:54,62 Minuten der Kanadier Erik Guay vor dem US-Boy Daron Rahlves und dem italienischen Lokalmatador Kristian Ghedina. Dahinter folgten auf den Rängen vier und fünf die Österreicher Grugger und Franz. Gruber, ursprünglich Sechster, wurde wie bereits am Montag auf Grund eines nicht regelkonformen Rennanzuges nachträglich disqualifiziert.

Liechtensteins Marco Büchel schaute vorbei, bekam aber keine befriedigende Antwort, was seine österreichischen Gegner betraf. Sein Tipp: "Würfelt es euch doch beim nächsten Mal aus." (Benno Zelsacher aus Bormio – DER STANDARD PRINTAUSGABE 3.2. 2005)

Resultat, drittes Abfahrtstraining:

1. Erik Guay (CAN) 1:54,62 Min. – 2. Daron Rahlves (USA) + 0,16 Sek. – 3. Kristian Ghedina (ITA) 0,20 – 4. Johann Grugger (AUT) 0,40 – 5. Werner Franz (AUT) 0,69 – 6. Christoph Gruber (AUT) 1,00 – 7. Bruno Kernen (SUI) 1,01 – 8. Pierre-Emmanuel Dalcin (FRA) 1,09 – 9. Francois Bourque (CAN) 1,12 – 10. Hermann Maier (AUT) 1,25 – weiter: 16. Mario Scheiber (AUT) 1,58 – 21. Bode Miller (USA) 1,92 – 25. Benjamin Raich (AUT) 2,13 – 34. Michael Walchhofer (AUT) 2,92 – 40. Mario Matt (AUT) 3,95 – 47. Kurt Engl (AUT) 4,99