Luxemburg - Die EU und der lateinamerikanische Staatenverbund Mercosur wollen noch in diesem Jahr ein Freihandelsabkommen abschließen. Dieses weltweit größte Abkommen mit einem Markt von 700 Millionen Menschen könne bis Ende 2005 unterzeichnet werden, sagte der brasilianische Industrieminister Luiz Fernando Furlan am Montag in Luxemburg. "Wir wollen dieses Abkommen schnellstmöglich verwirklichen", sagte EU-Industriekommissar Günter Verheugen auf dem 5. Handelsforum der EU und Mercosur (MEBF). Auf ein Datum legte sich Verheugen allerdings nicht fest.

Die EU habe ein starkes Interesse am Zugang zu den Wachstumsmärkten Lateinamerikas, sagte Verheugen. Das Potenzial für europäische Unternehmen sei riesig, und ein Abkommen würde einen Gewinn für die Volkswirtschaft beider Industriezonen bedeuten, sagte der EU-Kommissar. Das Papier könne aber nicht unterzeichnet werden, bevor neben den wirtschaftlichen auch die sozialen Folgen analysiert seien. So befürchten zum Beispiel viele europäische Produzenten etwa von Zucker, dass mit dem zollfreien Import aus Lateinamerika Märkte zerstört würden.

Pakt soll zu mehr Wettbewerb führen

Furlan verwies auf die Bedeutung des Freihandelspaktes für die Stabilität und Sicherheit in Lateinamerika, der zu mehr Wettbewerb, Beschäftigung und Wachstum führen solle. Der Chef des weltgrößten Stahlkonzerns Arcelor, Guy Dollé, forderte die Regierungen der EU und der vier Mercosur-Staaten - Brasilien, Argentinien, Uruguay und Paraguay - auf, die Verhandlungen zügig wieder aufzunehmen und zum Abschluss zu bringen. Wegen bestehender Handelsbeschränkungen gingen beiden Industriezonen jährlich rund 5 Mrd. US-Dollar (3,84 Mrd. Euro) verloren, sagte Dollé.

Betroffen seien besonders Waren sowie Dienstleistungen im Versicherungs-, Banken- und Telekommunikationssektor. Der Präsident der Europäischen Investitionsbank, Philippe Maystadt, kritisierte, dass für viele Unternehmen Investition unter den derzeitigen Umständen nicht möglich seien. Die im vergangenen Oktober geplante Unterzeichnung des Abkommens war wegen andauernder politischer Verhandlungen gescheitert. Konkrete Gründe wurden nicht genannt. (APA/dpa)