Das mediale Bild von älteren Menschen spiegelt die Realität oft nur ungenügend wider, meint die Interessensvertretung EURAG. Gemeinsam mit europäischen Fernsehsendern, darunter auch der ORF, hat man nun Schulungsunterlagen für Programmmacher gestaltet, die am Montag im ORF-Zentrum präsentiert wurden. Menschen ab 50 seien für den ORF "eine ganz wichtige Zielgruppe", betonte dabei ORF-Chefin Monika Lindner. Familienministerin Ursula Hauber (F) verwies auf die steigende Lebenserwartung und zugleich die steigende Lebensqualität in der Gesellschaft.

"Interessiert, lebensbejahend, aktiv, unternehmungslustig

Gebrechliche, Tauben fütternde alte Menschen auf dem Parkbankerl - so will sich die "Generation 50plus" nicht in den Medien wiederfinden. Aber auch der "superaktive" späte Playboy im Sportflitzer sei nicht realitätsnah, monierte Haubner. Eine entsprechende Studie im Vorjahr habe bei der betreffenden Generation das folgende Selbstbild erhoben: "interessiert, lebensbejahend, aktiv, unternehmungslustig, gebildet." Die Medien sollten "dieser Realität in die Augen schauen und nicht ein Bild zeigen, das es letztlich nicht gibt", forderte sie.

"Merkwürdige Demarkationslinie"

Lindner wandte sich vehement gegen die Fixierung der TV- und Werbewirtschaft auf die Zielgruppe zwölf bis 49 Jahre, die sich im Zuge des Vormarsches der Privatsender in Westeuropa etabliert habe. Der "50er" stelle eine "merkwürdige Demarkationslinie" dar, schließlich lebten etliche Stars - Lindner nannte Udo Jürgens, Christiane Hörbiger, Thomas Gottschalk, Ottfried Fischer - bereits jenseits der magischen Altersgrenze. Menschen ab 50 seien "unsere treueste Zielgruppe, und ich finde es unerträglich, dass diese Zielgruppe so abgetan wird", kritisierte Lindner. "Die Werbewirtschaft schaltet mit ihren Mediaplänen an den Gruppe 50plus vorbei." Da sich der ORF rund zur Hälfte aus Werbung finanziere, komme auch er nicht an dieser "Demarkationslinie" vorbei. Zielgruppen-Definitionen, die sich nur auf das Alter beziehen, würden aber zunehmend unzuverlässig, schrieb Lindner der werbetreibenden Wirtschaft in Stammbuch.

"Realistisches Bild zeichnen"

In seiner Berichterstattung sei der ORF bemüht, Stereotypien zu vermeiden. So habe man etwa die Bildspeicher nach "Bankerl"-Fotos und andere Klischees durchforstet und durch zeitgemäßeres Material ersetzt. "Es liegt uns viel daran, ein realistisches Bild zu zeichnen", so Lindner.

Hilfestellung dabei will das neue Handbuch "Age into Focus - A Television Tookit" leisten, das die EURAG Österreich gemeinsam mit der niederländischen Plattform NPOE organisierte. Neben dem ORF wirkten unter anderem die BBC, die italienische RAI und das niederländische Fernsehen mit. Primäre Zielgruppe der Schulungsunterlagen sind TV-Journalisten und Programmmacher. Neben Interviews mit Vertretern der Generation 50plus stellt es Beispielsendungen auf DVD zur Verfügung, geordnet nach thematischen Bereichen. (APA)