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Weltmeisterin mit Fahne. Anja Pärson: "Damit habe ich nicht gerechnet."

Foto: Reuters/Bianchi

Santa Caterina – Mit einer schweren Niederlage sind Österreichs favorisierte Ski-Damen am Sonntag in Santa Caterina in die WM gestartet. In einem fragwürdigen Super G, in dem die Favoritinnen deutlich schlechtere Sicht hatten, schieden Michaela Dorfmeister und Alexandra Meissnitzer aus, Renate Götschl kam mit nur einem Stock als 23. ins Ziel. Ausgerechnet WM-Debütantin Andrea Fischbacher war als Siebente beste ÖSV-Läuferin und das Podest sprach ohnehin Bände, denn Überraschungs-Weltmeisterin wurde die Schwedin Anja Pärson vor der Italienerin Lucia Recchia und der Bergmüller-Schülerin Julia Mancuso aus den USA.

Kaiserwetter auf der Piste Deborah Compagnoni

Strahlender Sonnenschein herrschte über der perfekt präparierten Piste Deborah Compagnoni, trotz superschneller Piste hatten die Mädchen auf dem direkt gesetzten Kurs, auf dem die spätere Siegerin Pärson über 115 km/h erreichte, zunächst keine nennenswerten Probleme. Obwohl man wegen der vom Weltcup bekannten Lichtprobleme die Startzeit um eine Stunde vorverlegt hatte, kam dann doch alles anders. Denn ausgerechnet als die Besten fuhren, machte aufkommender Schatten im oberen Teil bei den ersten Toren die Rippen und Wellen fast unsichtbar.

Die mit Nummer 22 fahrende Pärson meisterte die kritische Stelle noch souverän, danach wurde die Skiwelt aber auf den Kopf gestellt. Martina Ertl (23) schied ebenso aus wie Carole Montillet (25), Meissnitzer (26) und Dorfmeister (29), die allesamt am sechsten Tor vorbeifuhren. Die Mitfavoritinnen Lindsey Kildow (27) und Hilde Gerg (28) landeten im geschlagenen Feld und Topfavoritin Götschl fädelte schon beim dritten Tor ein und verlor einen Stock. Die Steirerin meisterte danach zwar mit Mühe das ominöse sechste Tor, war aber letztlich chancenlos.

Probleme mit der Sicht

"Nach diesem Fehler hätte ich auch mit zwei Stöcken keine Chance gehabt", suchte Götschl zwar keine Ausrede, die Fakten lagen aber auf dem Tisch, denn die besten Super G-Fahrerinnen der Welt waren an diesem Tag offensichtlich ohne Chance. "Ich kann nur für mich sprechen. Aber es ist eine Tatsache, dass es so finster geworden ist, dass du nichts mehr gesehen hast. Da geht es beim Schwungansatz um Millimeter und wenn du nichts siehst, bist du weg. Das war heute ein klassisches Favoritensterben, aber so etwas kenn ich schon zur Genüge."

Auch Dorfmeister war klar: "Ich weiß, dass ich das dritte Tor etwas runder hätte fahren sollen. Das ändert aber nichts daran, dass ich bei einer WM riskieren muss", sagte die entthronte und enttäuschte Titelverteidigerin. "So den letzten WM-Super-G meiner Karriere zu beenden, ist nicht schön." Meissnitzer meinte: "Sicher, ich hätte an dieser Stelle nicht so viel riskieren dürfen, aber wenn du bei einer WM gewinnen willst, musst du eben riskieren. Es war ein dummer Fehler."

Zu großes Risiko

Die meisten Trainer ließen den Schatten als Ausrede aber nicht gelten. "Ein schwarzer Tag, so etwas wie heute habe ich aber in meiner ganzen Trainerlaufbahn noch nicht erlebt", sagte ÖSV-Damenchef Herbert Mandl. "Es wäre nicht notwendig gewesen, schon ganz am Anfang so viel zu riskieren", unterstellte er den Damen eine gewisse "Kopflosigkeit". "Mich fasziniert, dass das nicht nur unseren Läuferinnen passiert ist. Diesen Tag kann man nur abhaken."

Abhaken muss auch Andrea Fischbacher diese WM, obwohl sie als Debütantin beste Österreicherin im Super G war. "Ich bin schon glücklich, finde es aber auch schade, dass keine von uns auf dem Stockerl ist", sagte die 19-jährige Großcousine von Hermann Maier, die noch am Sonntag zu Europacuprennen in Südtirol aufbrach. Sie hatte nach ihrem Lauf mit Nummer zwei noch "volles Rohr" nach oben gefunkt.

Volles Rohr

Die Favoriten nahmen es an diesem Tag offensichtlich etwas zu wörtlich, vor allem die österreichischen. Statt des erhofften Triumphes für die derzeit beste Super-G-Mannschaft der Welt gab es das drittschlechteste Abschneiden bei einem WM-Super G nach Sierra Nevada 1996 (Wachter 16.) und St. Anton 2001 (Meissnitzer 8.). (APA)