Bild nicht mehr verfügbar.

Messerschmidts "Schlecht gelaunter Mann"

Reuters/HO
New York - Der Pariser Louvre hat eine der eigenwilligen Büsten des österreichischen Bildhauers Franz Xaver Messerschmidt (1736 bis 1783) für den Rekordpreis von 4,8 Millionen Dollar (3,7 Millionen Euro) ersteigert. Das teilte das New Yorker Auktionshaus Sotheby's am Donnerstag (Ortszeit) mit.

Die Skulptur "Schlecht gelaunter Mann" gehört zu Messerschmidts Charakterköpfen aus den 1770er Jahren, denen er verschiedene Grimassen aufsetzte. Eine zweite Büste mit dem Titel "Unfähiger Fagottist" wurde einem unbekannten Käufer für 2,48 Millionen Dollar zugeschlagen.

"Es ist das erste Mal seit 20 Jahren, dass Arbeiten aus dieser Serie bei einer Auktion angeboten wurden, und ganz generell das erste Mal in den USA", hob Sotheby's in einer Erklärung hervor. Der Preis für die Büste ist dem Auktionshaus zufolge der höchste, der je für ein Gemälde oder anderes Kunstwerk aus dem 18. Jahrhundert erzielt wurde.

Messerschmidt war in Wien beim Hof angestellt und lieferte auf Bestellung Büsten sowie nebenbei auch allegorische Skulpturen. Er begann in der Zeit, aus der die Grimassen-Serie stammt, unter Halluzinationen zu leiden.

Messerschmidt gilt als Pionier der Selbstdarstellung in der Bildenden Kunst. Nachdem er sich als Gestalter zahlreicher Plastiken im Auftrag des Kaiserlichen Hofes in Wien einen Namen gemacht hatte, durchbrach er die Grenzen des repräsentativen Barock-Porträts. An der Schwelle zum Klassizismus schuf er seine berühmten "Charakterköpfe", denen oft sein eigener zu Grunde liegt.

Vor allem aber ist der Bildhauer für seine "Charakterköpfe" berühmt, die wegen ihrer für damals kühnen und aggressiven Gestaltung zu den bedeutendsten skulpturalen Leistungen der Aufklärung zählen. Diese beschäftigten den Künstler von etwa 1770 bis zu seinem Tod 1783 in Preßburg, wohin er sich nach Ende seiner offiziellen Karriere, als Sonderling verschrien, zurückgezogen hatte.

Messerschmidt wurde 1736 auf der Schwäbischen Alb geboren. Seinen ersten Unterricht erhielt er von seinen beiden Onkeln, Johann Baptist Straub in München und Philipp Jakob Straub in Graz. An der kaiserlichen Akademie in Wien ist Messerschmidt ab 1755 nachweisbar, seine Professoren waren Jakob Schletterer und Matthäus Donner.

Bis 1774 bekleidete er selbst das Amt eines Substitutsprofessors für Bildhauerei. Im selben Jahr wurde er bei der Neuvergabe der Professur seiner "merkwürdigen Gesundheit" wegen übergangen und vorzeitig pensioniert.

Dann arbeitete er - nach einer psychischen Erkrankung, deren Charakter bis heute umstritten ist - mit seltener Konsequenz und Ausschließlichkeit an den Charakterköpfen. Diese reichen von den antikischen physiognomischen Studien bis zu den später immer konvulsiver werdenden Köpfen, die oft am "Selbstbildnis" orientiert sind. (APA/dpa)