Vor noch nicht einmal einem Jahr einigte sich die Kommission darauf, weil spätestens nach der jüngsten Erweiterungsrunde am 1. Mai 2004 klar war, dass der Ansatz der "Erweiterung durch Eingemeindung" allein aus institutionellen Gründen nicht mehr praktikabel ist. Die EU scheint - mit oder ohne neue Verfassung - schon mit den Kandidaten Rumänien, Bulgarien, Kroatien und Türkei überfordert, von den Ländern am Balkan mit so genannter Beitrittsperspektive ganz zu schweigen. Deswegen musste für alle anderen potenziellen EU-Aspiranten eine Art "Erweiterung durch Anbindung" erfunden werden.
Weißrussland, die Ukraine, die Länder im Kaukasus, die Mittelmeeranrainer im Nahen Osten und Maghreb sollten durch eine Partnerschaft europäisiert werden, deren Intensitätsgrad die neuen Nachbarn selbst bestimmen können. Anders gesagt: Brüssel finanziert die Annäherung großzügig (allein zwischen 2004 und 2006 mit 255 Millionen Euro), bekommt das Abkühlen von Konfliktherden an den Rändern Europas und nachlassenden Migrationsdruck und nimmt dafür ein Weniger an Demokratie, "Good Governance" und Marktwirtschaft in Kauf.