Jena - Jenaer Wissenschafter haben Ansätze für eine bessere Therapie nach einer Amputation oder einem Schlaganfall gefunden. Wenn "arbeitslos" gewordene Hirnzellen der Patienten wieder gereizt würden, könnte zum Beispiel Phantomschmerz gemindert werden, berichtete die Universität Jena am Donnerstag. Eine Erkenntnis: Wenn die Verbindung zwischen einem Körperteil und der zugehörigen Hirnregion unterbrochen wird, übernehmen die nun "arbeitslosen" Hirnzellen binnen Minuten neue Aufgaben. Andere Körperteile werden zudem empfindlicher als sie zuvor waren. Die Studie ist im "European Journal of Neuroscience" (Band 20, 12/04) veröffentlicht.

Die Mediziner simulierten eine Nervenblockierung, indem sie drei Finger betäubten. Schon 30 Minuten später hätten die für diese Finger zuständigen Hirnzellen Reize empfangen, die durch das Berühren der nicht betäubten Finger oder des Gesichts ausgelöst wurden. Zudem kam es zu "Fehlern" in der Übermittlung: Berührungen des kleinen Fingers wurden als Berührungen der betäubten Fingern empfunden ­ also quasi als ein "Phantomgefühl".

Phantomschmerz

Ähnlich entsteht Phantomschmerz nach Amputationen: "Die einst für den amputierten Daumen zuständige Hirnzelle wird erregt, weil der Stumpf berührt wird - und der Patient hat das Gefühl, dass der Daumen wehtut", sagte Thomas Weiss von der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin. Um den Phantomschmerz zu lindern, müssten die Zellen wieder ihre originäre Aufgabe wahrnehmen - etwa indem sie Reize von Sensoren in einer Handprothese bekommen.

"Erstmals konnte nachgewiesen werden, dass andere Körperteile funktionsfähiger werden, wenn Nervenbahnen blockiert sind", heißt es in der Studie weiter. Die Probanden mit den betäubten Fingern bekamen zum Beispiel eine empfindlichere Gesichtshaut. Diese Erkenntnis lässt sich bei Schlaganfallpatienten anwenden: "Wenn die Nervenenden in der Haut am Oberarm mit einer speziellen Creme blockiert werden, dann wird die Hand sensibler - und der Patient kann mit ihr besser trainieren", sagte Weiss. (APA/dpa)