Klagenfurt – Trennungen pflegen meist friktionslos über die Bühne zu gehen, wenn sich die ehemaligen Partner finanziell großzügig einigen. Im Fall der Klagenfurter Seebühne war der Abgang des designierten Festspielintendanten Renato Zanella kurz und schmerzlos. Über die Höhe seiner Abfindung mit dem Land Kärnten herrscht diskretes Schweigen: Alle mit der heiklen Causa Befassten wurden zu strengster Geheimhaltung verpflichtet. Dennoch sickerte gegenüber dem STANDARD durch, dass es sich dabei um eine Jahresgage jenes opulenten Dienstvertrages handelt, der letztlich zum Bruch zwischen Kulturreferent Jörg Haider und seinem Wunschintendanten geführt hatte.

Demnach hätte Zanella für den Aufbau der Wörtherseefestspiele ein Jahressalär von 189.000 Euro samt 30.000 Euro Spesenpauschale, Dienstwohnung und Handy inbegriffen, erhalten. Die Höhe der Abfindung, die ebenfalls der Steuerzahler trägt, wollte Finanzreferent Karl Pfeifenberger nicht bestätigen. "Das hat uns Herr Zanella untersagt", so Pfeifenberger gegenüber dem STANDARD. Zanella war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Auch über die endgültige Seebühnen-Bilanz wird weiter der Mantel des Schweigens gebreitet.

Geheimgespräch

Eigentlich hätte sie schon am 25. Jänner dem Aufsichtsrat der Wörthersee-Festspielgesellschaft vorgelegt werden sollen. Doch dieser wurde bis heute nicht einberufen. Statt dessen gab es ein Geheimgespräch zwischen Haider und seinem SP-Koalitionspartner Peter Ambrozy.

"In 14 Tagen wird die gesamte Jahresbilanz der Generalversammlung vorgelegt", versichert Finanzlandesrat Karl Pfeifenberger. "Wir werden alles offen legen".

Die Generalversammlung der Wörthersee-Festspielgesellschaft, vormals Cine-Culture Carinthia, besteht allerdings aus einem einzigen Eigentümervertreter – und der heißt wiederum Karl Pfeifenberger, der sich somit die vorgelegte Bilanz selbst absegnet.

Laut STANDARD-Informationen wurde das brisante Papier aber von der Wirtschaftskanzlei Huber & Rossbacher bereits vorgelegt. Mit dem Vermerk: "eingeschränkt", was soviel heißt, als dass die Insolvenzgefahr der Seebühne noch nicht gebannt ist. Denn fraglich ist, ob die 1,6 Millionen-Euro-Bundessubvention schon jetzt zur Gänze in die Bilanz 2004 eingerechnet werden darf. Nur dann wäre es möglich, den Schuldenstand gegenüber dem eingelegten Stammkapital auf null zu stellen. ÖVP und Grüne fordern die sofortige Offenlegung der Seebühnen-Bilanz und der Abfindung für Zanella.

Die FPÖ dagegen bemüht sich, Kulturreferent Haider zu entlasten. In einem kärntenweiten Schreiben an alle Funktionäre wird betont, dass der Kulturreferent absolut nichts mit den Vorgängen um die Seebühne zu tun gehabt habe. "Reines Ablenkungsmanöver", urteilt SP-Kultursprecherin Nicole Cernic.

Dem Klagenfurter Stadttheater übrigens, das man als Hort der Seebühnen-Intrigen ausgemacht haben will, soll einmal mehr das Klagenfurter Kontrollamt ins Haus geschickt werden. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27.1.2005)