Wien – Wer sich dem allmorgendlichen Verkehrsstau im Süden Wiens entziehen will, versucht es vielleicht doch einmal mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Ein Blick ins Internet: Die Buslinie 255 fährt um 8.10 Uhr von Sulz im Wienerwald zur Schnellbahn nach Liesing. Eine Gesamtfahrzeit von 50 Minuten bis ins Zentrum von Wien scheint attraktiv, das ist auch mit dem Auto kaum zu unterbieten.

Schon oder doch nicht in Betrieb

An der Haltestelle dann die Überraschung: Eine Tafel informiert, dass der gewählte Bus nur kommt, wenn er vorbestellt wird: über eine ziemlich anspruchsvolle SMS, die in einer Zahlenreihe den Code der Abfahrtshaltestelle, das Ziel, die Buslinie, Uhrzeit und Datum enthält. Also etwa B (für Bestellung) 12 50 255 21072005 0810.

Ganz einfach. Vor allem für jene, die kein Handy haben. Oder über einen Anruf bei der ÖBB-Hotline. Dort aber heißt es, das Ganze sei noch nicht in Betrieb. Deswegen gebe es auch noch keinen Hinweis im Internet.

Warten und warten

Wer das nicht weiß, ist der Bus. Er kommt nicht, und das ist ärgerlich, wenn der nächste je nach Tageszeit erst bis zu zwei Stunden später kommt.

Selber schuld

Auskunft bei der ÖBB-Hotline: "Sie hätten den Bus halt vorbestellen müssen." Ein Schild an der Haltestelle informiert: "Da es zu Lieferschwierigkeiten mit den ,Beha-Boxen‘ (was immer das ist) kommt, werden bis auf Weiteres alle Fahrten ohne Vorbestellung durchgeführt."

Konkurs?

Ganz anders sieht es die Hotline des Verkehrsverbundes Ostregion: "Sie müssen selbstverständlich vorbestellen, keine Frage." Ganz im Gegensatz zu den Busfahrern: "Die Firma ist in Konkurs, derzeit muss nicht vorbestellt werden." Warum dann doch Busse ausfallen? "Keine Ahnung. Vielleicht hat der Kollege auf eine Bestellung gewartet."

"Es stimmt, unsere Partnerfirma ist in Konkurs gegangen, wir suchen nach einem neuen Partner", bestätigt eine Sprecherin der Bahn- und Postbus-AG das Chaos. "Aber alle Fahrten werden derzeit ohne Vorbestellung durchgeführt." Nur manchmal wartet man halt vergeblich. Im Stau stehen ist da zumindest bequemer. (Michael Moravec, DER STANDARD Printausgabe, 26.01.2005)