Schön
Kleinfeld übernimmt den "schönsten Job in der deutschen Wirtschaft", wie sein Ziehvater Pierer schwärmt. Der Bremer, der aus einfachen Verhältnissen stammt und ehrgeizig an seinem Aufstieg arbeitete, fing nach dem Studium von Betriebswirtschaftslehre und Wirtschaftspädagogik 1987 bei Siemens im Vertrieb an. Ein Jahr später wechselte Kleinfeld in die Unternehmensplanung, dann übernahm er die Leitung der firmeninternen Beratungsabteilung. 1998 verbuchte er in der Sparte Medizintechnik Erfolge und stieg später in den Bereichsvorstand auf. 2001 übernahm Kleinfeld das US-Geschäft und brachte es in die schwarzen Zahlen.
Angriff
Zurück in der Münchner Konzernzentrale übertrug ihm von Pierer die Leitung der kriselnden Kommunikationssparten. Das Handy-Geschäft schreibt tiefrote Zahlen; Experten kritisieren, dass neue Modelle beim weltweit viertgrößten Handy-Hersteller Siemens später als bei der Konkurrenz auf den Markt kommen. Hier will Kleinfeld angreifen, wie er bei seinem ersten großen Auftritt als designierter Vorstandschef im November deutlich machte: Auf die Frage eines Journalisten, was er vom Hauptkonkurrenten Nokia halte, packte er dessen Nokia-Handy und versenkte es in einem vollen Wasserglas.
Die Anekdote über seine nassforsche Art wird Kleinfeld wohl noch lange nachhängen. Humor wird dem jungenhaft wirkenden 47-Jährigen von allen Seiten bescheinigt. Als "Wunderknabe" oder "Querdenker" wird er gefeiert, seit Pierer ihn im vergangenen Sommer als Nachfolger präsentierte. Der Stabwechsel an der Siemens-Spitze vollzog sich früher als allgemein erwartet.
Wenn Kleinfeld nach der Hauptversammlung an den Start geht, muss er nicht nur in den Kommunikationsbereichen Hürden überwinden, sondern auch beim IT-Dienstleister SBS und in der Sparte Verkehrstechnik, die wegen fehlerhafter Combino-Straßenbahnen in den roten Zahlen steckte. Vorwärts will Kleinfeld beim Konzerngewinn kommen, der zuletzt bereits 3,4 Mrd. Euro betrug. Pierer hatte seinem Nachfolger mit auf den Weg gegeben: "Ausruhen geht nicht."
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