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Spielberg/Graz - Nur einen Satz wolle er dazu sagen: "Eine Jahrhundertchance wurde vergeigt, eine einzige Katastrophe", so der ehemalige ÖVP-Landesrat und jetzige Lobbyist Gerhard Hirschmann am Donnerstag im STANDARD-Gespräch, zum unrühmlichen Scheitern des Spielberger Red-Bull-Projektes. Hirschmann hatte das Projekt an Land gezogen.

700 Mio. Euro sollten in den Bau eines Rennsportzentrum samt Hotel und Rennfahrerakademie gesteckt werden. Der Ausstieg von Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz aus dem Projekt, weil er vom Umweltsenat eine Abfuhr erhielt, stürzt die steirische Landespolitik im Vorfeld der Landeswahlen nun in arge Turbulenzen. Es wird kommende Wochen wahrscheinlich zu einem Sonderlandtag kommen. Neuwahlen stehen im Raum, SPÖ, FPÖ und Grüne könnten sich darauf einigen. Immerhin verlor das Bundesland aufgrund etlicher hausgemachter Unzulänglichkeiten wie etwa einem schlecht aufbereiteten Genehmigungsverfahren das größte Infrastrukturprojekt der letzten Jahrzehnte.

Der Soziologe Manfred Prisching ist überzeugt, dieses wirtschaftspolitische Desaster habe eine "nicht unerhebliche Bedeutung für die politische Stimmungslage" und werde in erster Linie die ÖVP belasten. In der betroffenen Region nimmt man das Desaster bisweilen schon mit Galgenhumor hin. Man werde eben in Hinkunft "Red Bullock"-Rennen veranstalten, "Ochsenrennen" also. Weniger humorvoll sind die Drohbriefe, die jene Anrainer in diesen Tagen erhalten, die mit ihren Einsprüchen das Projekt zu Fall gebracht haben.

Hektisch wurde am Donnerstag nach Alternativen gesucht. Landeshauptfrau Waltraud Klasnic versicherte zum wiederholten Mal: "Es wird ein Projekt Spielberg geben". Klasnic und Wirtschaftslandesrat Gerald Schöpfer versprachen "etwas Neues", auf die Beine stellen zu wollen. Man wolle auf die "Bildungs-und Wellnessschiene" des alten Red Bull-Projektes setzen. Die SPÖ wiederum bringt den Industriellen Hannes Androsch ins Spiel, der sich vorstellen kann im Bereich der Luftfahrttechnik einen Cluster aufzubauen. (DER STANDARD Printausgabe, Walter Müller 20.01.2005)