Foto: Robert Streibel
Über ihre Schulzeit im Hietzinger Gymnasium an der Wenzgasse hat die in New York lebende Schriftstellerin Stella K. Hershan "nichts besonders Gute" zu berichten, das Leben im 13. Wiener Gemeindebezirk hält sie aber in "sehr warmer Erinnerung" - trotz der Flucht vor den Nazis im Jahr 1938. Es war ein lang gehegter Wunsch von Hershan, die mit Roman "Der nackte Engel" ein Millionenpublikum erreicht hat, ihren 90. Geburtstag in Wien zu feiern. Dieser Wunsch wird ihr nun auf Einladung der Volkshochschule Hietzing erfüllt, nicht ohne ein kleines Fest mit zwei Lesungen und einer Ausstellung auszurichten.

Hershan lebt nach wie vor im New Yorker Künstlerviertel Greenwich Village, wo sie sich eine Existenz als Sprachlehrerin, Vortragende und Autorin aufgebaut hat. Ihre Romane und Sachbücher drehen sich um historische Frauengestalten, um die österreichischen Kaiserin Elisabeth ebenso wie um die amerikanische Präsidentengattin Eleanor Roosevelt. Ihre damaligen Lehrerinnen im Hietzinger Gymnasium würden wohl erstaunt sein, meint Hershan heute zu ihren schriftstellerischen Erfolgen.

Einstige Lehrerinen werden sich wohl nicht zum Wiener Geburtstagsfest einfinden, sehr wohl aber Freunde, Kollegen und Fans, die aus Hershans Werk lesen und auch die Jubilarin selbst. Zu erzählen gibt es vieles. Etwa von Hershans Hochzeit im November 1933 in der Synagoge in der Eitelbergergasse, oder darüber, dass die Eisenkonstruktionsfirma ihres Ehemannes am Bau eben dieser Synagoge beteiligt war.

Es sind lebendige Bezirksgeschichten wie diese, die Robert Streibel, Direktor der Volkshochschule Hietzing, mit dem seit vier Jahren laufenden Projekt "Juden in Hietzing" zu Tage fördert. Der Synagoge in der Eitelbergergasse hat man übrigens im vergangenen Herbst in Zusammenarbeit mit zahlreichen Kooperationspartnern und dem Künstler Hans Kupelwieser ein ebenso schlichtes wie eindringliches Denkmal - ein "Fenster zum Alltag" - gesetzt. (kg)