Kahle Wände, Lichtspiele und ein "mentaler Boxkampf" in einem Altersheim prägen Lutz Hübners Theaterereignis "Das Herz eines Boxers" im Theater im Zentrum, das die lebensnahe Geschichte von zwei ganz verschiedenen Charakteren so richtig unter die Haut gehen lässt.

Eines Tages kommt der attraktive "Latino-Schwarm" Jojo, der seine Strafe im Sozialdienst abdienen muss, in ein Altersheim, wo er gegen den Widerstand der Insassen in deren "gackbraune Bude" neuen Schwung hineinbringen möchte. Doch alle seine Bemühungen bleiben vorerst ohne Erfolg. Es beginnt ein unangenehmes Katz-und-Maus-Spiel zwischen ihm und den Alten. Nur der "rote Leo", ein alter Boxer, der im Rollstuhl sitzt, schafft es schließlich mit großem Einfühlungsvermögen und vielen Gesprächen, alle Konflikte zwischen den Generationen zu entschärfen.

Geniale Pointen und witzige Dialoge zeigen schonungslos die Schwächen der Generationen zueinander auf. Dabei handelt es sich nicht nur um Gewohnheiten unter Senioren, sondern vor allem um deren Existenzkampf. "Flexibilität" wird im Stück zu einem Fremdwort des Alters.

Unter der ausgezeichneten Regie von Thomas Birkmeir gelingt es dem eingespielten Ensemble diesen ständig aktuellen Stoff konfliktgeladen auf die Bühne zu bringen. Stefano Bernardin interpretiert den Jojo mit jugendlichem Elan, während Horst Eder seine ganze Bühnenerfahrung in den ständig um Konsens bemühten "roten Leo" steckt. Schließlich stellt Sabine Staudacher mit unauffälliger Zurückhaltung die im Hintergrund stehende, kaugummikauende Altenpflegerin dar. Lediglich die aufdringliche und oft zu lebhafte russische Musik gibt dem Stück eine zu harte Note, die Lutz Hübner wohl nicht beabsichtigt hat.

"Vergiss die Rosen nicht!", lautet ein immer wiederkehrender Satz. In diesem Sinne kann man jedem Theaterinteressierten empfehlen: Vergiss nicht, dir dieses Stück anzuschauen. Es lohnt sich!

(DER STANDARD-Printausgabe, 18.1.2005)