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Rund 1,6 Prozent der Mautpflichtigen versuchten sich vor dem Roadpricing zu drücken und wurden von den Aufsichtsorganen der Asfinag, im Volksmund "Mautsheriffs" genannt, erwischt.

Foto: APA/Pfarrhofer
Wien – Mit dem Abgang von Asfinag-Chef Walter Hecke hat der Streit um die Zukunft der Asfinag-Mauttochter Europpass einen vorläufigen Höhepunkt, aber keineswegs ihr Ende erreicht. Zu groß sind die Differenzen über die künftige Ausrichtung der Mautaktivitäten – und der Asfinag selbst, wie es in Asfinag-Aufsichtsratskreisen und bei den Eigentümervertretern im Infrastrukturministerium gleichermaßen heißt.

Knackpunkt des Konflikts, der nun zum vorzeitigen Abgang von Walter Hecke geführt hat (sein Vertrag wäre bis Mitte 2006 gelaufen) ist die noch zu hundert Prozent im Besitz des italienischen Autobahnbetreibers Autostrade stehende Mauttochter. Sie wollte die Asfinag eigentlich zu Jahresbeginn 2005 zu hundert Prozent übernehmen. Dafür müsste sie die Italiener, die bis 2012 als Betreiber des Mautsystems und Inkassant der Lkw-Maut unter Vertrag sind, mit rund 200 Millionen Euro auskaufen.

Italiener wollen nicht raus

Genau dort beginnt es sich zu spießen, denn die Italiener wollen sich nicht hinausdrängen lassen, sondern das wie am Schnürchen laufende, auf Kapsch-Technologie basierende, österreichische Mautsystem ins Ausland exportieren, und das am liebsten gemeinsam mit den Österreichern als Konzessionsgeber. Das Problem dabei: Österreichs Banken und Industrie – allen voran der Baukonzern Strabag von Hans Peter Haselsteiner – wollen beim lukrativen Abkassieren auf der Autobahn auch mitmischen. Ergo drängen sie ihrerseits in die Europpass Austria.

Da sich Hecke vehement gegen den Einstieg der Industrie ausgesprochen hatte, um im Ausland Projektgesellschaften mit wechselnden Partnern eingehen zu können, war ein Konflikt mit Asfinag-Präsident Johann Quendler programmiert. Quendler wiederum soll sich massiv in das operative Geschäft der Asfinag eingemischt haben und die ohnehin schwierigen Verhandlungen mit Autostrade selbst und unter Ausschluss des Asfinag-Managements geführt haben.

Kompromiss zeichnet sich ab

In Aufsichtsratskreisen zeichnet nun folgender Kompromiss ab: Autostrade bleibt zu 48 Prozent an Europpass beteiligt und tritt 52 Prozent an die Strabag-Tochter A-Way ab. Zur Überraschung aller soll dieser Verkauf zum Nominalwert erfolgen – ein Vorrecht, das bisher nur der Asfinag zugestanden wäre, hätte sie sich mit 26 Prozent an Europpass beteiligt. Damit die Asfinag nicht ganz draußen bleiben muss, sollte sie sich nach erfolgter Transaktion mit A-Way ihrerseits an Europpass beteiligen dürfen. Das allerdings nicht zum günstigen Nominalwert von 20 Mio. Euro, sondern zum Verkehrswert, wollen Insider wissen. Quendler war für eine Stellungnahme in der Causa, die die öffentliche Hand teuer zu stehen kommen könnte, am Donnerstag nicht erreichbar.

Im Infrastrukturministerium hält man die Variante für "theoretisch möglich, wahrscheinlich" sei diese aber keineswegs. "Am wahrscheinlichsten ist, dass die Asfinag die Europpass zu hundert Prozent kauft. Auch, wenn das die österreichische Industrie nicht sehr begeistert", sagt ein Insider.

Gorbach gibt sich bedeckt

Verkehrs- und Infrastrukturminister Hubert Gorbach gab sich zur Causa betont bedeckt. Er kann sich zunächst nur vorstellen, den Posten des scheidenden Asfinag-Chefs nicht nachzubesetzen. Derzeit wird die Asfinag von einem Dreiervorstand geführt – Hecke, Franz Lückler und Christian Trattner.

Ein Nachfolger steht jedenfalls offiziell noch nicht fest. So gut wie fix ist nur, dass es Europpass-Geschäftsführer Peter Newole nicht wird. Er bekäme bei der Halbe/Halbe-Variante mit Autostrade auf jeden Fall einen Co-Geschäftsführer. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 14.1.2005)