Fast auf den Tag genau vor vier Jahren begann der langsame Abschied des Hans Sallmutter aus der Kernzone der Politik. Am 21. Jänner 2001 hatte die damalige FP-Chefin Susanne Riess-Passer bei der FPÖ-Neujahrsklausur die Ablöse des wortgewaltigen Hauptverbandspräsidenten gefordert: "Solche Leute brauchen wir nicht, wir brauchen Fachleute und Experten." Sallmutter hatte sich immer wieder lautstark an schwarz-blauen Regierungsvorhaben gerieben. Neun Tage später wurde er von Sozialminister Herbert Haupt (FP) aus seinem Kassenamt entfernt. Mit einem Gesetz, das später als verfassungswidrig aufgehoben wurde.
An der Spitze der GPA stand Sallmutter seit 1994. Damals folgte der gelernte Starkstrommonteur, der von Sozialminister Alfred Dallinger nach Wien geholt worden war, auf Lore Hostasch. Seinen jetzigen Rückzug begründet der Steirer mit dem Wunsch nach einem Generationenwechsel. Nach mehr als 45 Arbeitsjahren und fast 35 Jahren als Gewerkschafter sei es in einer "politisch von fundamentalen Änderungen in Gesellschaft und Arbeitswelt geprägten Zeit" sinnvoll, "eine jüngere und engagierte Person an diese verantwortungsvolle Position in der GPA zu berufen", so Sallmutter. Seinen Vorsitz in der GPA-Privatstiftung und im Aufsichtsrat der Wohnbauvereinigung für Privatangestellte wird er behalten.
Querkopf Sallmutter hat sich in seiner Karriere oft auch mit den eigenen Leuten angelegt. Im ÖGB gilt Metallerchef Rudolf Nürnberger als sein schärfster Kontrahent. Die von Sallmutter forcierte und letztlich gescheiterte Gewerkschaftsgroßfusion dürfte seinen jetzigen Rückzug zusätzlich beschleunigt haben. Mit SP-Chef Alfred Gusenbauer hatte der bodenständige Sozialdemokrat Sallmutter auch so seine Probleme.
Die Spitze der Gewerkschaft reagierte betont zurückhaltend auf den leisen Abgang des lauten Kollegen. ÖGB-Präsident Fritz Verzetnitsch meinte, es handle sich um eine persönliche Entscheidung, die zu respektieren sei. Ganz von der Bildfläche werde Sallmutter ohnehin nicht verschwinden. Dieser werde sich sicher auch in Zukunft zu Wort melden, glaubt Verzetnitsch. (DER STANDARD, Printausgabe, 14.1.2005)