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Foto: Archiv
Es gibt Abkürzungen, die können mehr als nur abkürzen, die können auch schön klingen.Und so hat es nicht lange gedauert, bis sich die drei Männer auf einen Namen für ihr Baby einigen konnten. Max, Tom und Imre haben schlicht und ergreifend Anfangs- und andere Buchstaben ihrer Namen gemixt, bis Itoma herausgekommen ist, das klingt ja auch wirklich etwas besser als Maito oder Tomai.

Wenn drei Männer ein Baby haben, spielt sich die Geschichte entweder im Kino ab, oder aber das Baby ist ein Boot. Wie die Itoma, eine 23 Meter lange Motor-Yacht, nebenbei der Lebenstraum des Trios. Der Katamaran wurde in zwei Jahren Bauzeit realisiert, ist im März 1998 in Klosterneuburg vom Stapel gelaufen. Er bietet 16 Passagieren und einer Windsurf-Station Platz, die Passagiere werden in Zweier- und Dreier-Kabinen untergebracht, die 40 Bretter und 55 Segel-Riggs sind im Heckbereich daheim. Von dort geht's direkt aufs Wasser, Könner schaffen das über eine Stiege und ohne nass zu werden. Windsurfer sind bekanntlich von Natur aus eher wasserscheu.

Klosterneuburg, das hatte sich bald herausgestellt, ist eine fürs Windsurfen eher ungeeignete Location, also hat die Itoma Fahrt aufgenommen, über einige Umwege ging's zunächst ins Mittelmeer, nach Griechenland. Mittlerweile sind Imre, Tom und Max auf oder vor oder zwischen den Kapverden gelandet, die haben den Vorteil von zwölf Monaten Sommer im Jahr, die Betreiber können mehr Geld verdienen, schließlich ist die Itoma für sie nicht der pure Luxus.

Den Urlauber kostet eine Woche klarerweise mehr als eine Woche Club irgendwas, dafür bekommt er aber auch einiges. Für Surfer besonders wichtig - Wind. Erwacht die Itoma in der Früh, und es ist Flaute, dann braust sie los, dank zwei 420 PS starken Motoren mit bis zu 20 Knoten. Und ein, zwei Stunden später hat sie entweder den Wind gefunden, oder aber das Pech an diesem Tag ist wirklich ein sehr, sehr großes. Bleiben Alternativen wie Wakeboarden, Wasserski, Tauchen, Schnorcheln, Hochsee-Fischen. An Bord stehen Videothek, Bibliothek und eine gut sortierte Bar zur Verfügung. Eine größere Partie muss sich schon sehr anstrengen, um den Kühlschrank einmal leer zu bekommen.

Verpflegt wird der Gast vor allem mit Fisch, frischem Fisch, liegt auf der Hand. Bei den meisten Fängen handelt es sich um Haie, kleine Haie, die werden dem Meer zurückgegeben, auf dass sich nicht ihre größeren Kollegen an einem Surfer revanchieren. Aber auch Thunfische am Haken sind keine Seltenheit - hat der Koch einen aus dem Wasser gezogen, folgt ein eher blutiges Schauspiel. Hier passt der erneute Hinweis auf die gut sortierte Bar.

Ein Katamaran hat den Vorteil, dass er im Vergleich zu einem Einrumpfboot ruhig auf dem Wasser liegt, die Seefrau und der Seemann werden nicht so schnell und meistens gar nicht seekrank. Darüber hinaus hat die Itoma einen Tiefgang von bloß einem Meter, so kann sie in Riff- und Lagunengewässern ankern. Soll heißen, es werden feine, verlassene Buchten angesteuert, dort geht die Itoma vor Anker. Die Windsurfer flitzen in der Bucht hin und her, oder aber sie sind auf der Welle. Die Brandung wird an den besten Plätzen sogar "masthoch", wie der Surfer sagt.

Haie, wie gesagt, gibt es in der Gegend schon, bis dato ist noch nie einer aggressiv gewesen, das liegt angeblich auch an der relativ hohen Wassertemperatur. Überhaupt sind unliebsame Begegnungen von Windsurfern mit Haien selten, Wellenreiter sind da schon mehr gefährdet und zwar nicht beim Reiten, sondern beim Paddeln, da erinnern sie den herankommenden Hai an eine g'schmackige Schildkröte, so zumindest stellen viele Menschen sich das vor.

Nun weiß man, dass sich der Mensch auch selbst in Bedrängnis bringen kann, wenn etwa am Material etwas bricht, oder etwa, das soll schon vorgekommen sein und kostet knapp tausend Schilling, eine Finne flöten geht. Ohne Finne ist ganz schwer surfen, da wirkt es beruhigend, dass die Itoma mit hydraulischen Kränen rasch zwei 83 PS starke Bombardier-Jetboote ins Wasser lassen kann, die im Fall des Notfalls zur Hilfe kommen. Auch surfende Einsteiger, die den Weg zum Boot nicht mehr finden, werden "abgeschleppt", manch einer hat schon, erschöpft auf seinem Brett liegend, das Lied von der Schwierigkeit des Höhelaufens gesungen, das Lied ist nicht zitabel.

Die Kapverden? Eine Inselgruppe 450 Kilometer westlich von Senegal, 1500 Kilometer südlich der Kanaren. 4033 Quadratmeter groß, 337.000 Einwohner. Luft-Temperaturen zwischen 22 und 28 Grad, subtropisches Klima, Passatwind aus Nordost. Die Kapverden sind, von der Hauptinsel Sal einmal abgesehen, touristisch kaum erschlossen. Wer von der Itoma aus einen Landausflug unternimmt, muss sich schon in einen größeren Ort begeben, um eine Bar zu finden. Nun sind, auf Sal und auf Boa Vista, vor allem italienische Firmen schon dabei, eine Hotelburg neben der anderen zu bauen. Die Kapverden ändern sich langsam, aber sicher. Die Itoma freilich wird noch einige Zeit das Monopol auf einsame Buchten haben. Danach wird sie wieder auf Reise gehen. Immer dem Wind nach. (Der Standard, Printausgabe)