Sportlich-dynamisch tritt Hannes Pichler an diesem Abend auf. Wirkt so gar nicht wie der knallharte Manager, den man vielleicht erwartet hatte, und fällt kaum auf unter den knapp 40 interessierten Studierenden - wäre da nicht das geschätzte Durchschnittsalter von etwa 23 Jahren.

Als Recruiting Director der Boston Consulting Group Austria kam Pichler vor dem Jahreswechsel mit Tipps zur strategischen Karriereplanung in die Räume des Wiener Uni Management Clubs, wo er einen "Fünf- bis Zehnjahreshorizont" für sinnvoll erklärt: "Viel mehr kann man nicht vorausplanen."

Der erste Schritt sei die persönliche Standortbestimmung: Welche Fähigkeiten kann man in ein Unternehmen einbringen, welche will man auch einsetzen? Wer eher introvertiert ist und wenig Gefühl für die Öffentlichkeit hat, sollte aufpassen, so Pichler: "Sie stehen oft sehr schnell sehr weit vorne - ob Sie wollen oder nicht."

Normen einhalten

"Die Mitarbeiterzahlen der letzten zehn Jahre" sollten erkennbar machen, "wie das Unternehmen in guten und in schlechten Zeiten agiert". Schließlich möchte man nicht bei jedem Kurseinbruch um seinen Job zittern müssen.

Bewerbungen per E-Mail seien heute durchaus üblich und akzeptiert, solange man sie nicht zusätzlich per Post sende. Viel wichtiger sei es aber, Fehler zu vermeiden. Fußnoten oder beigelegte Fax-Formulare für die schnelle Antwort kämen schlecht an: "Versuchen Sie nicht, die Unternehmensprozesse besser zu verstehen als wir."

Obwohl mehr als zwei Drittel ein Foto mitschicken, sei dies aufgrund des Dargebotenen "in 90 Prozent der Fälle kontraproduktiv". Im Übrigen werde man "ein schlechtes Foto nicht mehr los - das verfolgt Sie in 20 Jahren noch". Pichlers Kommentar zum Umfang eines Lebenslaufs bleibt knapp: "Meiner passt auf eine Seite, und ich habe doch einiges an Berufserfahrung."

Wer wenig Erfahrung mit Vorstellungsgesprächen hat, sollte sich nicht gleich beim Wunschunternehmen bewerben. Schließlich handle es sich um eine Stresssituation, und diese müsse geübt werden. Ebenso seien Unternehmen zu meiden, in denen man nicht wirklich arbeiten wolle. Man sei dort zwar ruhiger - schließlich hat man nichts zu verlieren -, bekomme aber dadurch ein falsches Bild.

Gut wappnen sollte man sich für Fallstudien (siehe: Do's & Don'ts) und Assessment Centers: In beiden Fällen geht es um den Umgang des Bewerbers mit konkreten Problemstellungen und Situationen. Auf der Basis vergangener Verhaltensmuster, die der Vorstellige offenbart, wird auf sein Agieren in der Zukunft geschlossen.

In Gehaltsverhandlungen empfiehlt Pichler Vorsicht - "ich verlange zumindest so viel, wie eine Person mit gleicher Qualifikation im Unternehmen verdient" - und warnt vor dem Scheitern an Kleinigkeiten wie der Frage, ob "die Freundin mit dem Dienstwagen fahren" darf.

Die Zeit im Uni Management Club ist inzwischen weit fortgeschritten. Am Ende seines fast zweistündigen Vortrags hat Pichler jedoch um keine Minute zu viel geredet.