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Wasser in dieser Qualität kennt man hier nicht, sagen die österreichischen Soldaten, die in Sri Lanka helfen. Auf dem Weg zu ihrem Einsatzort im Süden der Insel hat sie der Geruch des Todes begleitet, berichtet Conrad Seidl aus Galle.

im Bild: Wasserbehältersammelstelle in Colombo

Foto: AP/ VINCENT THIAN

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Gutes Trinkwasser ist rar

Auf der fast zehnstündigen Fahrt vom Flughafen in Colombo in das auf einem abgelegenen Hügel gelegene Naturschutzgebiet Hyare haben dem Österreicher-Konvoi ein knappes Dutzend kleiner Mädchen mit leeren Plastikflaschen zugewinkt. Gutes Trinkwasser ist rar im Süden Sri Lankas, nach dem Tsunami noch viel rarer als sonst. Die Trinkwasserleitungen in der Region Galle sind zerstört; oder das Wasser kontaminiert.

Foto: REUTERS/Kieran Doherty

Vorauskommando

Das Vorauskommando, das seit der Vorwoche die Hilfsbedürfnisse am Katastrophenort erkundet und diese mit den österreichischen Hilfsmöglichkeiten abgestimmt hat, berichtet, dass erst am Mittwoch ein ganzer Bus voller Leichen in einem Süßwassersee gefunden wurde; einem See, aus dem viele ihr Wasser bezogen.

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Suche nach Trinkwasser

Die 40 Soldaten und eine Soldatin des Bundesheeres haben an einem idyllischen See in einem Naturschutzgebiet 15 Kilometer außerhalb der Stadt ihre Zelte aufgeschlagen. Aus dem kleinen Stausee werden nun täglich 300.000 bis 400.000 Liter Trinkwasser gefiltert, chemisch aufbereitet und mit Tankwagen in die schwer zerstörte 42.000-Einwohner-Stadt an der Küste gebracht.

im Bild: Galle

Foto: AP/ ELIZABETH DALZIEL

Hilfe nicht direkt an den Ort der Zerstörung

Dass die Truppe - sie wird am Freitag um weitere 32 Mann aufgestockt - dabei nicht direkt am Ort der Zerstörung ist, hat für die Katastrophenhilfe-Einheit AFDRU (Austrian Forces Desaster Relief Unit) Vorteile: Ist man nämlich zu nahe an den Opfern, kommen diese mit jedem Anliegen zu den Helfern - und halten diese dadurch von der speziellen Hilfsaufgabe ab.

im Bild: Balapitiya im Bezirk Galle

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Der Geruch des Todes

"Die treten dir die Tür ein - weil sie die Hilfe ja brauchen, aber wir müssten sie vielfach enttäuschen", sagt ein erfahrener Soldat. Und erfahren sind sie fast alle: "Das ist der Geruch des Todes", sagt Vizeleutnant Siggi Scheuer, während der Konvoi im Stau, mitten in der von der Flut verwüsteten Ortschaft Boossa steckt.

Foto: APA/ Dennis M. Sabangan

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Süßlich-beißender Geruch

Der unangenehme, süßlich-beißende Geruch, gegen den sich manche Einheimische mit Tüchern vor Mund und Nase zu schützen versuchen, stammt von Leichen, die noch irgendwo unter den Trümmern liegen. "So riecht es auch nach Erdbeben", sagt der Vizeleutnant, der alle AFDRU-Hilfseinsätze seit dem Erdbeben im armenischen Leninakan 1988 mitgemacht hat.

im Bild: Galle

Foto: AP/ VINCENT THIAN

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Psychologe ist mit dabei

Ein erfahrener Psychologe ist mit dabei, er soll den Soldaten helfen, die schwierigen Erlebnisse angesichts des miterlebten Leids zu verarbeiten. Viele sind sehr plötzlich zum Auslandseinsatz in Sri Lanka einberufen worden. Offiziell angefordert wurde diese Hilfsmaßnahme am Montag, Freitagfrüh werden die ersten Flutopfer versorgt.

Foto: REUTERS/Yves Herman

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Verzögerungen

"Dabei hat es in der Logistik gewisse Verzögerungen gegeben. Nach einer Katastrophe laufen die Strukturen ja nirgends wie im normalen Betrieb", erklärt Kontingentskommandant Reinhard Bacher die Verzögerungen, die bei der Einreise seiner (unbewaffneten, aber mit Hochtechnologie ausgestatteten) Mannschaft aufgetreten sind.

Foto: AP/ JULIA DRAPKIN

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Bizarre Reste

Es dauerte mehr als einen halben Tag, bis alle Transportmaschinen gelandet und entladen waren - dann wieder mussten die lokalen Polizeibehörden den Konvoi zusammenstellen und eskortieren. Die Reise ging über Dutzende Kilometer durch Ortschaften, in denen von den Häusern nur bizarre Reste übrig geblieben sind. Und wo verzweifelte Menschen versuchen, sich notdürftig einzurichten.

im Bild: Galle

Foto: AP/ ERANGA JAYAWARDENA

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Ersthelfer ziehen sich zurück

"Wir kommen jedenfalls zur richtigen Zeit. In den ersten beiden Wochen hat die Erstversorgung durch NGOs sehr gut funktioniert, die haben große Mengen an 'bottled water' hergebracht und verteilt - aber jetzt ziehen sich die Ersthelfer langsam zurück", weist Bacher in die Lage ein.

Foto: APA/ Dennis M. Sabangan

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Heeresanlage muss wieder abgebaut werden

Das Wasser, das die österreichische Trinkwasseraufbereitungsanlage verlässt, entspricht dem Standard der österreichischen Trinkwasserverordnung, darüber wacht die Veterinärmedizinerin im Majorsrang, Ulrike Winter - solches Wasser muss nicht nur unbedenklich, sondern auch wohlschmeckend sein. "Ein Wasser in dieser Qualität ist hier unbekannt, natürlich würde man sich jetzt wünschen, dass es permanent so wäre", sagt Bacher. Da müsste sich ein Sponsor finden. Die Heeresanlage muss nach vier Wochen wieder abgebaut werden, Katastrophenhilfe ist zeitlich begrenzt. (DER STANDARD Printausgabe 7.1.2005)

im Bild: ein Hilfscamp in Galle

Foto: REUTERS/Yves Herman