Jakarta - Drei Tage nach dem Seebeben in Südostasien haben Regierungen weltweit mehr als 100 Millionen Euro Soforthilfe für die Katastrophenregion zugesagt. Hinzu kommen Lebensmittel- und Medikamententransporte der UNO und internationaler Hilfsorganisationen wie das Rote Kreuz. Zerstörte Straßen und durch jahrelange Bürgerkriege verursachte Sicherheitsprobleme verzögerten allerdings die Hilfslieferungen in die am schwersten betroffenen Regionen. So konnten in der indonesischen Provinz Aceh erst am Mittwoch die ersten vier Notkrankenhäuser errichtet werden.

Die Westküste von Aceh, vor der sich das Beben am Sonntag ereignet hatte, ist auf dem Landweg derzeit nicht zu erreichen. Nach Angaben der indonesischen Marine waren Schiffe mit Lebensmittel und Medikamenten unterwegs in die Bürgerkriegsprovinz, in der bislang nach Angaben des Kinderhilfswerks UNICEF außer der medizinischen Nothilfe nur ein Hilfstransport mit Reis eingetroffen ist.

Ausländische Hilfsorganisationen wiesen auf die Gefahr von Plünderungen und Veruntreuung von Hilfsmitteln in dem Gebiet hin. "Essen, Medikamente und Kleidung können von Privatkrankenhäusern oder Militärangehörigen an sich genommen werden oder von Händlern, die die Sachen weiterverkaufen", warnte der Indonesien-Beauftragte der britischen Organisation Oxfam, David Macdonald.

Große Probleme deuteten sich auch im am zweitschwersten betroffenen Sri Lanka an, wo wie in Aceh seit über 20 Jahren Bürgerkrieg herrscht. Die Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE) warfen der Regierung vor, Hilfslieferungen in die Rebellengebiete zu blockieren. Aus dem Osten des Landes wurde am Dienstag berichtet, vier Lastwagen mit Hilfsgütern für die tamilischen Gebiete im Norden seien von einer Menge aufgebrachter Singhalesen und örtlichen Beamten aufgehalten worden. Das UNO-Welternährungsprogramm (WFP), das den Konvoi aus insgesamt zwölf Lastwagen geschickt hatte, wollte die Berichte nicht kommentieren. Eine Sprecherin erklärte lediglich, am Mittwoch sollten bis zu 30 weitere Lastwagen in die Küstenregionen aufbrechen.

In der Hauptstadt Colombo trafen am Mittwoch vier Flugzeuge mit Hilfsmitteln aus Finnland, eine Wasseraufbereitungsanlage aus Deutschland und eine Gruppe britischer Helfer ein. Japan schickte Ärzte und Medikamente, Indien Schiffe und Hubschrauber mit Decken, Saris und Wassereimern. Aus Nairobi wurde ein Flugzeug des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) mit 29.000 Hilfspaketen erwartet. Russland kündigte für Donnerstag einen weiteren Hilfstransport an. Die sri-lankische Regierung wies indes ein Angebot Israels zurück, 150 Rettungskräfte nach Sri Lanka zu entsenden, weil an der Mission auch israelische Soldaten teilnehmen sollten.

Wichtigste Geldgeber sind bisher Japan und die EU mit jeweils 30 Millionen Euro, zahlreiche EU-Staaten haben darüber hinaus eigene Hilfsangebote unterbreitet. Australien stellte umgerechnet 20 Millionen Euro bereit, Washington umgerechnet elf Millionen Euro. (APA/AP)