Bagdad - Die größte Sunnitenpartei im Irak, die Islamische Partei, hat am Montag überraschend einen Boykott der für den 30. Jänner geplanten Wahlen angekündigt. "Wir sehen uns gezwungen, uns aus dem Rennen zurückzuziehen", sagte Parteichef Mohsen Abdel Hamid bei einer Pressekonferenz in Bagdad. Damit reagiere die Gruppierung auf die Weigerung der Behörden, den Urnengang wegen der anhaltenden Gewalt im Irak um ein halbes Jahr zu verschieben. Die Islamische Partei hatte ursprünglich eine Liste mit 275 Kandidaten für die Wahlen aufgestellt.

Powell hofft auf Stimmungsumschwung

Trotz der jüngsten Aufrufe zum Wahlboykott hofft US-Außenminister Colin Powell auf einen Stimmungsumschwung unter der sunnitischen Bevölkerungsminderheit im Irak. Die US-Regierung spreche mit ihren Freunden und den Nachbarländern in der Region, damit diese die Sunniten zur Wahlteilnahme ermutigten, sagte Powell am Montag in Washington. Es sei wichtig, dass die Wahlen wie geplant am 30. Jänner und mit maximaler Beteiligung stattfänden.

Powell bestritt Berichte, wonach die US-Regierung eine Ausweitung des irakischen Parlaments über die 275 Sitze hinaus wünscht, um der sunnitischen Minderheit einen gewissen Prozentsatz an Mandaten zu garantieren.

Die gemäßigte Irakische Islam-Partei (IIP) hat am Montag ihre Liste für die Wahl am 30. September zurückgezogen. Man müsse jetzt abwarten, ob das wirklich der Fall sein wird, sagte Powell.

Moslems sunnitischer Glaubensrichtung sind mit mehr als 20 Prozent die wichtigste Bevölkerungsminderheit im Irak. Dennoch haben sie jahrhundertelang Staat, Gesellschaft, Armee und Sicherheitskräfte im Irak dominiert und waren zuletzt die Machtstütze des gestürzten Diktators Saddam Hussein. (APA)