Hamburg - Rund vier Wochen nach Bekanntwerden des
Skandals um Misshandlungen von Bundeswehrrekruten im
münsterländischen Coesfeld in Deutschland hat die Staatsanwaltschaft
88 belastende Fotos sichergestellt. Die digitalen Bilder seien in den
Morgenstunden des 9. Juni aufgenommen worden, berichtet das Hamburger
Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Darauf seien Soldaten einer
Ausbildungskompanie des Instandsetzungsbataillons 7 zu sehen, die
nach einem Nachtmarsch von ihren Vorgesetzten in einen Hinterhalt
gelockt und "gefangen" genommen worden seien.
Die Rekruten seien mit Kabelbindern gefesselt worden und hätten
kniend oder auf dem Bauch liegend auf dem Boden ausharren müssen.
Dann seien sie mit verbundenen Augen zu fingierten Verhören
abtransportiert worden. In einer nahe gelegenen Sandgrube seien die
Soldaten geschlagen und mit kaltem Wasser bespritzt worden.
Der deutsche Verteidigungsminister Peter Struck (SPD) habe aus
seiner Empörung über das Verhalten der Vorgesetzten keinen Hehl
gemacht, berichtet der "Spiegel" weiter. Insbesondere ein Foto habe
ihn "persönlich verletzt". Das Bild zeige einen Feldwebel, der einem
am Boden liegenden Untergebenen einen Fuß ins Kreuz drückt und dabei
die Faust triumphierend in die Höhe reckt.
Der Schnappschuss sei Bestandteil des Akts der Sonderkommission
"Flamschen", die gegen 38 Soldaten ermittle. Darunter seien zwei
Zugführer im Rang eines Hauptfeldwebels, die nach bisherigem
Erkenntnisstand als Initiatoren der "Ausbildungsmaßnahme" gälten.
Diese sei vom verantwortlichen Kompaniechef, einem Hauptmann, über
Monate hinweg geduldet worden. Mit einem polizeilichen
Abschlussbericht wird Mitte Jänner gerechnet. (APA)