Wiesbaden - Die Kleinkindbetreuung in Deutschland weist nach wie vor ein extremes Ost-West-Gefälle auf. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts vom Donnerstag boten Ende 2002 in Ostdeutschland 92 Prozent der Kreise Krippenplätze für mehr als 20 Prozent der Kinder unter drei Jahren an. In Westdeutschland gab es dagegen nur in 1,5 Prozent der Kreise Krippenplätze für mehr als zehn Prozent der Unter-Drei-Jährigen.

Tagesbetreuungsausbaugesetz

Familienministerin Renate Schmidt verwies auf das Tagesbetreuungsausbaugesetz, das die Kommunen verpflichtet, die Zahl der Krippenplätze bis 2010 von 60.000 um 230.000 zu erhöhen.

In Westdeutschland lag bei 89,5 Prozent der Kreise das Angebot unter 10 Prozent, 9 Prozent hatten demnach überhaupt keinen Platz für die Jüngsten zur Statistik gemeldet. Das größte Angebot an Krippenplätzen in einer Einrichtung in Trägerschaft der Kinder- und Jugendhilfe in Westdeutschland hatten Hamburg und die Stadt Heidelberg: Dort standen für 13 Prozent beziehungsweise 12 Prozent der Kleinkinder Krippenplätze zur Verfügung.

Angebote länderspezifisch

In Ostdeutschland hatte das größte derartige Platzangebot der Landkreis Aschersleben-Staßfurt in Sachsen-Anhalt, in dem für knapp zwei Drittel aller Kinder dieses Alters ein Krippenplatz zur Verfügung stand. Bei 8 Prozent der ostdeutschen Kreise lag das Angebot zwischen 10 und 20 Prozent.

Detaillierte Angaben zum Platzangebot in Krippen, Kindergärten und Horten in den 439 Stadt- und Landkreisen in Deutschland enthält die neue Gemeinschaftsveröffentlichung der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder "Kindertagesbetreuung regional 2002". Sie kann unter destatis.de und statistik-portal.de eingesehen werden.

Nicht Neues im Westen

Ende November hatte bereits die OECD einen Ausbau der Kleinkindbetreuung angemahnt. Zwar gehörten die neuen Bundesländer beim Angebot von Kindergarten- und Krippenplätzen zur Weltspitze, die Diskrepanz zu Westdeutschland sei aber weiterhin enorm. Demnach haben im Osten mehr als ein Drittel der Kinder bis drei Jahre einen Krippenplatz, in den alten Ländern nur 2,7 Prozent.

Schmidt erklärte, den Kommunen stünden durch Einsparungen aus der Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe jährlich 2,5 Milliarden Euro zur Verfügung, davon seien 1,5 Milliarden Euro für den Ausbau der Kinderbetreuung vorgesehen. "Jetzt sind die Länder und Kommunen am Zug: Sie sind im föderalen System für die Kinderbetreuung zuständig."

Deutschland werde familienfreundlich

Mit In-Kraft-Treten des Kinderbetreuungsausbaugesetzes Anfang 2005 werde Deutschland familienfreundlich, betonte die Ministerin. "Mit dem Ausbau der Kinderbetreuung wird die Erwerbstätigkeit von Eltern möglich und damit die wirtschaftliche Selbstständigkeit der Familien gesichert. Gleichzeitig verbessert die frühe Förderung in der Kinderbetreuung die Bildungschancen der Kinder und vermindert Armutsrisiken." (APA/AP)