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Janukowitsch und Juschtschenko beim Duell

Foto: AP
Kiew - Die beiden Kontrahenten um das Amt des ukrainischen Präsidenten haben sich sechs Tage vor der Wahl vor laufenden Kameras einen heftigen verbalen Schlagabtausch geliefert. Oppositionsführer Viktor Juschtschenko sagte am Montagabend bei einer TV-Debatte, der Grund für die Wahlwiederholung am kommenden Sonntag sei die Tatsache, dass sein Opponent am 21. November die Wahl gestohlen habe. Regierungskandidat Viktor Janukowitsch entgegnete, die Anschuldigungen ließen ihn "nicht optimistisch in die Zukunft blicken".

Der beurlaubte Ministerpräsident stellte sich in der 100-minütigen Debatte als Anwalt der großen russisch-sprachigen Minderheit der Ukraine dar. Er sprach zum Teil auf Russisch.

Vorwürfe

Juschtschenko attackierte den Ministerpräsidenten wegen dessen Wirtschaftspolitik. Janukowitsch entgegnete, er habe die Pensionen angehoben und werde dies wieder tun. Seinerseits warf er Juschtschenko vor, vom Ausland finanziert worden zu sein. Juschtschenko dementierte dies: Er habe niemals etwas angenommen.

Das erneute Aufeinandertreffen der Kontrahenten vor der Stichwahl am 26. Dezember wurde vom staatlichen Sender UT1TV ausgestrahlt und von fast allen anderen Programmen übernommen. Schon das Fernsehduell vor der ersten Stichwahl vom 21. November war von Kraftausdrücken, gegenseitigen schweren Beschuldigungen und persönlichen Angriffen geprägt gewesen.

Polarisierte Bevölkerung

Janukowitsch war von der Wahlkommission nach der ersten Stichwahl zunächst offiziell zum Wahlsieger erklärt worden. Nach wochenlangen Protesten der Juschtschenko-Anhänger stellte das höchste Gericht der Ukraine allerdings Wahlbetrug fest und ordnete die Wiederholung an.

Das Duell hat die Bevölkerung polarisiert: Der Osten und Süden orientiert sich an Russland und favorisiert Janukowitsch. Hier dachten Politiker sogar laut über eine Abspaltung nach. Der Rest des Landes will sich dem Westen öffnen und ist für Juschtschenko.

Anhänger der Opposition sind zurzeit im Osten mit einem orangefarben drapierten Autokonvoi unterwegs. Die 150 Aktivisten trafen auf zahlreiche Straßensperren. Einige Städte wie Sewastopol umfuhren sie aus Furcht vor gewaltsamen Zusammenstößen. Ziel des Konvois ist Janukowitschs Heimatstadt Donezk.

Am späten Sonntag warfen Unbekannte einen Molotow-Cocktail in das Wahlkampfbüro von Juschtschenko in der Stadt Mariupil in der Region Donezk, wie das Wahlkampfteam mitteilte. Verletzt wurde niemand. In Kiew zeigte sich derweil ein Montag ein Autokonvoi in blau und weiß, den Farben von Janukowitsch. (APA/AP/dpa)