Phyllis ist nämlich eine eigenwillige Mischung aus Kindfrau und Femme fatale. Sie ist eine Meisterin der Manipulation und entwickelt scheinbar mühelos Problemlösungsstrategien, die jeweils vor allem die eigene Unversehrtheit gewährleisten. Phyllis macht sich zudem mit Leichtigkeit fremde Schicksale und Erzählungen zu eigen - betrauert den Krebstod der quicklebendigen Mama oder beschwört in den Worten eines zivilisationsmüden Barkeepers traditionelle Gesellschaftsgefüge.
Alltagsbosheiten
Eine Zeit lang macht es durchaus Spaß, etwa der Heldin und ihrer Mutter (Herta Schell) bei deren kleinen Geplänkeln und Alltagsbosheiten zuzusehen. Andere Filme bauen aus vergleichbaren Vorgaben Psychodramen - der deutsche Regisseur Sören Voigt beispielsweise hat ein ähnlich anpassungsfähiges Identitätskonzept wie jenes der Titelheldin in Identity kills (2003) zur beklemmenden Studie eines Persönlichkeitsverlustes gewendet.
Regisseur und Autor Clemens Schönborn pflegt mit Fräulein Phyllis dagegen einen spielerischen Umgang mit diesen Ingredienzien. Anstatt sich jedoch auf das (komische) Potenzial von Hauptdarstellerin und Figur zu konzentrieren, verzettelt sich der Film leider zunehmend im Fahrwasser der schwarzen Komödie, die er nebenbei auch noch sein will. Leichen pflastern Phyllis' Weg: Drei Verkehrstote gibt es zu verzeichnen, und ein Anwärter auf die Todesstrafe geht auf ihr Konto.