Bangui/Wien - "Ich kenne das Land seit 1983. Und seither hat die Zentralafrikanische Republik abgewirtschaftet", sagt Angelika Krenn. Die Krankenschwester aus Innsbruck war 2002 das letzte Mal für die Ärzte ohne Grenzen im "Herzen von Afrika". Dort hat sie in Kisangi Frauen in drei Geburtshilfestationen betreut.

Das Gesundheitssystem funktioniert mehr schlecht als recht. Das medizinische Personal bekommt seine Gehälter nur Monate im Verzug ausbezahlt, Korruption ist allgegenwärtig. "Man muss vom Kreissaal bis zum Leichenhaus zahlen. Aber ohne das ginge es nicht, das System würde zusammenbrechen", erzählt Krenn. Es sei bewundernswert, mit welcher Geduld die Zentralafrikaner ihren Alltag meisterten - "wir Europäer würden das nicht schaffen".

Die politische Situation im Land hat sich nach einem Putsch am 15. März 2003 halbwegs stabilisiert. General Bozizé jagte damals den demokratisch gewählten Präsidenten Ange Félix Pattassé aus dem Amt, suspendierte die Verfassung und löste die Nationalversammlung auf. Inzwischen sind Präsident Bozizé und seine Regierung von den Ländern der zentralafrikanischen Wirtschafts- und Währungsgemeinschaft (CEMAC) voll anerkannt. 700 CEMAC-Soldaten sorgen im Land für die Aufrechterhaltung von Recht und Ordnung.

Die Wirtschaft indes ist nach wie vor in einer katastrophalen Lage. Das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen der Menschen ist im Jahr 2003 noch einmal um drei Prozent gesunken. Bauern können in der Zentralafrikanischen Republik zwar dreimal ernten, die Binnenlage und die schlechte Infrastruktur des Landes machen Exporte aber schwierig. Nur Tropenholz und Diamanten finden illegal ihren Weg auf die internationalen Märkte, die Erlöse daraus gelangen in die Taschen weniger Machthaber. Sonst werden noch Kaffee, Tabak und Baumwolle werden ins Ausland verkauft. Tourismus gibt es trotz beeindruckender Natur kaum.

"Es geht heute schon soweit, dass sich viele Menschen den Diktator Jean-Bédel Bokassa zurückwünschen", berichtet Angelika Krenn. Der habe sich zwar mit Pomp zum Kaiser krönen lassen und sei sogar ein Menschenfresser gewesen - "aber die Menschen sagen, damals habe es zumindest noch Leintücher und Moskitonetze in den Krankenhäusern gegeben". (DER STANDARD, Printausgabe, 20.12.2004)