Die eigentlich schockierende Wahrheit rund um die "Stempel-Affäre" von Albert Fortell und Gemahlin Barbara Wussow ging im Trubel unter. Nach dem Ende der Langzeitkitschserie Schlosshotel Orth sei jetzt auch noch ein Kinofilm über die Herberge am Traunsee in Planung: eine "schräge, komödiantische Geschichte", schwärmt der Hauptdarsteller.

Ziemlich schräg und unverschämt komödiantisch mutet jedenfalls der Hauptgrund an, weshalb die Fortells zurzeit für Aufregung sorgen. Nach fünf Jahren Schlosshotel Orth sorgt sich das Paar um seine Arztrechnungen, steht deshalb geduldig beim Arbeitsmarktservice Schlange, bezieht insgesamt laut Zeitungsberichten rund 17.600 Euro Notstandshilfe - und findet rein gar nichts dabei: "Ich habe die Versicherungsbeträge bezahlt und damit auch ein Recht auf Leistungen", sagt Albert Fortell.

Wohlwollend könnte man den finanziellen Weitblick des 1952 als Adalbert Fortelni in Wien geborenen Kreativen loben. Vielleicht auch das Aufbrechen eines Tabuthemas: Wie drängend Existenzprobleme mitunter werden können, darüber wissen viele Künstler ein traurig Lied zu singen. Geschätzte 145.000 Euro pro Jahr soll Fortell für die Rolle des Hoteldirektors Felix Hofstätter verdient haben.

Finanzielle Absicherung ist ihm wichtig, das betont er in Interviews immer wieder: Anlässlich einer neuen Staffel von Schlosshotel Orth habe ihn vor allem gefreut, "nächstes Jahr wieder Arbeit und Geld" zu haben. Aus Amerika sei er nach zehn Jahren wieder zurückgekehrt, denn dort gebe es doch "65.000 arbeitslose Schauspieler".

Exklusivverträge

In der Öffentlichkeit präsentieren sich Herr und Frau Fortell gern als gut gelaunte Langzeitverliebte, hinter den Kulissen schließen sie Exklusivverträge mit Magazinen zur Ablichtung ihrer Hochzeitfeierlichkeiten ab. Anders als im romantischen Serienalltag am Traunsee handelt es sich um ein wohl kalkuliertes bürgerliches Glück, das hier Stein für Stein zusammengesetzt wird.

Dazu gehört folgerichtig auch die politische Karriere im konservativen Lager: Fortell fordert Mahnmale für die Verbrechen der Stalin-Zeit und bezeichnet Bundespräsident Heinz Fischer als "Putin Österreichs". Er engagierte sich gegen Temelín und verlangte, das Jesus-Buch von Gerhard Haderer zu boykottieren. "Am rechten Rand der Konservativen" sieht ihn sogar seine Agentin.

Schäfchen im Trockenen Vorerst scheinen die Schäfchen im Trockenen: Um seinen vierjährigen Sohn kümmert sich bisweilen ein Kindermädchen, und dass Albert Fortell seine Leidenschaft, Computer und Software zu kaufen, so bald nicht aufgeben muss, zeigt eine bis vor Kurzem ungetrübte Feierlaune: Vor zwei Jahren, zum 50. Geburtstag, ließ er eine Party mit gleich 200 Gästen steigen. (Doris Priesching, DER STANDARD Printausgabe 18/19.12.2004)