Die großen Gläubigerbanken des Pleite-Nahrungsmittelkonzerns Parmalat dürfen sich an der neuen Parmalat beteiligen. Zu dieser Entscheidung kam Untersuchungsrichter Giuseppe Coscioni in Parma.

Insolvenzverwalter Enrico Bondi wollte die Gläubigerbanken mit ihren Forderungen von über 20 Mrd. Euro ursprünglich von einer Beteiligung bei der "Nuova Parmalat" ausschließen. Laut Bondi sollte den Forderungen der Banken vorerst nicht nachgekommen werden, da die Kreditinstitute Mitschuld am Zusammenbruch des Konzerns hätten. Mailänder Finanzkreise kommentieren die Richterentscheidung aus Parma als Rückschlag für die Parmalat-Sanierung und als Ohrfeige für den Insolvenzverwalter.

Gläubigerbanken werden Aktionäre

Bondi wollte in einem gerichtlichen Verfahren feststellen lassen, inwieweit die Banken von der finanziellen Schieflage des hochverschuldeten Konzerns bereits vor dem Konkurs Bescheid gewusst hatten. Der Richter hat nun entschieden, dass die Banken vorerst einen Großteil ihrer Kredite an den Pleitekonzern zurückerhalten und ihnen damit der Weg, sich an Parmalat zu beteiligen, geebnet wird.

So avancieren die größten Gläubigerbanken, darunter die Bank of America und die Deutsche Bank zu den wichtigsten Parmalat Aktionären. Der Sanierungsplan sieht vor, dass die Gläubiger ihre Forderungen in Aktien der "Nuova Parmalat" wandeln. Absicht Bondis war bislang, dass sich nur italienischen Banken an der neuen Gesellschaft beteiligen sollten. Diese soll zu Jahresbeginn 2005 gegründet und noch im Frühjahr an der Börse notiert werden. Indessen setzt Bondi seinen Kampf gegen die Banken fort und hat 45 in- und ausländische Kreditinstitute zu Schadenersatzzahlungen verklagt. (Thesy Kness-Bastaroli aus Mailand, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 18./19.12.2004)