Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: APA/Volksoper Wien
Wien - Kammerschauspieler Erich Auer ist tot. Das Ehrenmitglied des Wiener Burgtheaters erlag heute, Freitag, im Alter von 81 Jahren in Wien einer schweren Krankheit. Auer war ein Star des österreichischen Nachkriegskinos und verkörperte in seiner fast 40-jährigen Burgtheater-Zeit über 150 Rollen, vom jugendlichen Helden bis zu den großen Charakterrollen in klassischen und modernen Stücken. In seinen letzten Jahren trat der vielseitige Publikumsliebling, der auch ein gefragter Schauspiellehrer und immer wieder auch im Fernsehen präsent war, in Operetten an der Volksoper Wien auf.

Auer wurde am 14. April 1923 in Wien geboren. Nach der Schule besuchte er zunächst das Lehrerseminar und absolvierte danach eine Schauspielausbildung am Konservatorium der Stadt Wien, wo er auch seine spätere Frau, die Schauspielerin Martha Wallner, kennen lernte. Sein erstes Engagement führte ihn nach Kriegsende 1946 ans Landestheater Linz. 1948 kehrte er nach Wien zurück und trat an den Kammerspielen und am Volkstheater auf.

Pensionierung am Burgtheater 1989

Ensemblemitglied des Burgtheaters wurde Auer 1950 unter Direktor Josef Gielen und blieb es bis zu seiner Pensionierung 1989. In den folgenden Jahrzehnten war er im Haus am Ring in zahlreichen klassischen und modernen Stücken zu sehen. Zu seinen Rollen zählten unter anderem Kreon in Sophokles' "König Ödipus", Max Piccolomini in "Wallensteins Tod", Biff in Arthur Millers "Tod eines Handlungsreisenden", Antonio in Shakespeares "Der Kaufmann von Venedig", Valentin in Raimunds "Verschwender" sowie der alte Merenberg in "König Ottokars Glück und Ende" von Grillparzer.

Über 150 Rollen verkörperte Auer in seiner Zeit am Burgtheater, das ihn 1986 zum Ehrenmitglied ernannte; auch bei den Festspielen in Salzburg, Bregenz, Bad Hersfeld und Recklinghausen trat Auer auf. Populär machten ihn aber seine Filmrollen in österreichischen Nachkriegsstreifen. Er wirkte in zahlreichen Kassenschlagern mit, darunter in den Heimatfilmen "Wilderernacht", "Der Herrgottschnitzer von Ammergau", "Die Försterbuben" oder "Die Magd von Heiligenblut". Im Fernsehen war er unter anderem in der "Alpensaga", dem Dreiteiler "Wie eine Träne im Ozean" und in "Affaire Redl - Postlagernd Opernball" zu sehen.

Nach Pensionierung noch Auftritte an Volksoper

Nach seiner Burgtheater-Pensionierung trat Auer noch jahrelang an der Volksoper auf: als Geheimrat Grumow ("Der fidele Bauer"), als der alte Herr "Im weißen Rössl", als Minister in "Der Zarewitsch" oder als Graf Mitrowski ("Wiener Blut"). Noch in der vergangenen Spielzeit war er an der Volksoper als Oberst Pickering in "My Fair Lady" zu sehen - eine Rolle, die er über 100 Mal an der Seite seiner Burgtheaterkollegen Gusti Wolf, Michael Heltau und Robert Meyer verkörperte.

Im Laufe seiner Karriere erhielt Auer, der mit Kammerschauspielerin Martha Wallner verheiratet war, zahlreiche Ehrungen. Er war Kammerschauspieler, Ehrenmitglied des Burgtheaters und Professor und wurde u.a. mit dem Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse, dem Goldenen Ehrenzeichen des Landes Wien, dem Großen Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Niederösterreich, dem Raimundring und dem Ehrenring des Burgtheaters ausgezeichnet.

In memoriam

Der ORF widmet in memoriam Erich Auer am Montag (22.12.) die Radiogeschichten (Ö1, 11.40 Uhr) dem Verstorbenen und bringt eine von Auer gelesene Aufnahme von Andrej Platonows Erzählung "Juschka" aus dem Jahr 1989. ORF 2 sendet am 1. Jänner (13.45 Uhr) die Ganghofer-Verfilmung "Der Klosterjäger" aus dem Jahr 1953 mit Auer in der Titelrolle. (APA)