Wien - Neue Hoffnung für Querschnittsgelähmte: Der Wiener Techniker Karen Minassian entdeckte im Rahmen seiner Dissertation am Institut für Analysis und Scientific Computing der Technischen Universität (TU) Wien so genannte neuronale Mustergeneratoren - autonome Bewegungszentren - im Rückenmark. Mit Elektroden stimuliert, könnten diese Zentren Menschen mit Querschnittslähmungen wieder zum Stehen oder sogar Gehen verhelfen.

Querschnittslähmungen treten auf, wenn das Rückenmark an einer bestimmten Stelle ganz oder teilweise durchtrennt ist. Die unterhalb der Verletzung befindlichen Nerven werden dann vom Gehirn nicht mehr oder nur eingeschränkt erreicht, entsprechend hat der Patient Voll- oder Teilausfälle von Sensorik und Motorik.

Bisherige Forschung

Bisherige Versuche, Querschnittsgelähmte Personen wieder zum Stehen zu bringen, beruhten etwa darauf, dass die für die Bewegung nötigen Muskeln über Elektroden mehr oder weniger direkt stimuliert wurden. Dazu mussten die Patienten etwa mit Elektroden versehen oder eine spezielle Hose tragen.

Minassian habe nun herausgefunden, dass auch eine direkte Stimulierung durch Implantate im Rückenmark möglich ist, erklärte Frank Rattay, Leiter der Forschungsgruppe TU-Biomed und Minassians Doktorvater. Solche Implantate gibt es nämlich schon. Sie werden eingesetzt, um so genannte Spasmen - unwillkürliche Muskelzuckungen - bei Querschnittspatienten zu unterdrücken. Minassian hat in Zusammenarbeit mit Medizinern mit verschiedenen Frequenzen und Aktivierungsmuster experimentiert und dabei herausgefunden, dass sich bei bestimmten Mustern etwa ein Durchstrecken der Beine erwirken lässt.

Das implantierte Gerät ersetzt nur gleichsam den vom Gehirn nicht mehr ankommenden Befehl "steh auf", den Rest der Bewegung erledigt das Rückenmark - bzw. die von Minassian nachgewiesenen neuronalen Mustergeneratoren - gleichsam autonom. Für seine Untersuchungen wurde Minassian mit dem TU-BioMed Preis 2004 ausgezeichnet. (APA)