Wien - Weltgesundheitsorganisation (WHO) und EU drängen
bereits seit 1999 auf die Erstellung nationaler Pandemiepläne. "Ziel
eines nationalen Pandemieplanes muss es sein, einen klaren
Handlungsalgorithmus mit eindeutig definierten Kompetenzen
festzulegen, um im Anlassfall effizient und ohne Verzögerung auf die
Krisensituation reagieren zu können", hieß es in einem Entwurf des
österreichischen Plans. Die bundesweite Rahmenplanung soll allerdings
durch eine Detailplanung der einzelnen Bundesländer ergänzt werden.
Die Bedrohung laut den Experten im schlechtesten Fall (so auch
nicht vorgesorgt wird):
Die Europäische Kommission schätzt, dass während einer Pandemie
bis zu einem Viertel der Bevölkerung erkranken. Das wären in
Österreich rund zwei Millionen Menschen.
Etwa sechs Prozent davon - also 120.000 Personen - würden
wahrscheinlich zusätzlich zur Influenza auch noch an einer Pneumonie
durch eine bakterielle Superinfektion nach einer voran gegangenen
Influenza-Virus-Infektion erkranken.
0,7 Prozent der Österreicher - 56.000 Personen - müssten in
diesem Worst Case-Szenario während der zu erwartenden mehrwöchigen
Influenza-Epidemie wahrscheinlich im Spital aufgenommen werden. Das
wären mehr Menschen als Österreich Akut-Spitalsbetten (rund 50.000)
aufweist. Allerdings würde sich deren Hospitalisierung über einige
Wochen hinweg verteilen und müsste möglichst kurz gehalten werden.
Die traurige Konsequenz: In dem geschilderten Fall könnten rund
12.000 Menschen an der Influenza sterben. Das wäre das gut Dreifache
der Zahl zusätzlichen Todesopfer, welche die "normale" jedes Jahr
auftauchende Influenza-Welle fordert. Für die möglichen Konsequenzen einer Influenza-Pandemie gibt es
durchaus traurige historische Beispiele:
Die "Spanische Grippe" forderte in den Jahren 1918 bis 1920
(H1N1-Virusstamm) weltweit 20 bis 50 Millionen Todesopfer. Den
Beinamen "Spanisch" erhielt die Influenza nur deshalb, weil beim
Entstehen der Epidemie - wahrscheinlich schon 1916 - sowohl bei den
Alliierten (Frankreich, England, USA) als auch im Deutschen
Kaiserreich und der österreichischen Monarchie wegen der
kriegsbedingten Zensur nicht über eine Epidemie berichtet werden
durfte - und die ersten Zeitungsmeldungen darüber in spanischen
Medien (keine Zensur) auftauchten. Laut einer Theorie dürften die
Erreger der "Spanischen Grippe" in Frankreich (Region Etaples)
entstanden sein. Dort waren auf beiden Seiten der Front im Nordwesten
Frankreichs Hunderttausende Soldaten konzentriert. In Frankreich -
auf der Seite der Alliierten - waren für die Versorgung der Soldaten
Geflügel- und Schweinezuchtbetriebe etabliert worden. Dort könnte das
tödliche Virus entstanden sein.
1957 bis 1960 forderte die "Asiatische Grippe" (H2N2) weltweit
rund eine Million Tote.
1968 bis 1970 kursierte weltweit die "Hongkong Grippe" (H3N2): Es
gab rund eine Million Opfer.
(APA)