"Ein demokratischer Zugang zum Theater interessiert mich schon immer", so Berg. Und Kunst sei ein soziales Grundbedürfnis, also lautete das Motto der Aktion "Theater für alle". Sie werde jedenfalls mindestens bis 2007 laufen (solange leitet Berg das Schauspielhaus). Finanziert werden die Eintrittskarten mittels gesammelter Spendengelder, die sowohl von "normalen" Theaterbesuchern als auch von Sponsoren stammen. So kaufte etwa während der ersten Phase die Erste Bank ein Kontingent von Karten, die allesamt den Kulturpass-Inhabern zur Verfügung standen.
Wo der Pass zu bekommen ist
Erhältlich ist so ein Pass unbürokratisch u.a. über das Netzwerk der Armutskonferenz, Arbeitsmarktservice Wien, Caritas, Der Würfel, SOS Mitmensch und weitere Hilfsorganisationen. Eintrittskarten gibt es gegen Vorweis des Passes an den Abendkassen (im Schauspielhaus und Dschungel Wien auch telefonische Reservierung möglich), oder an den Tageskassen. Im Dschungel Wien gilt der Kulturpass für einen Erwachsenen und ein Kind, im wienXtra-Cinemagic Kinderkino können zwei Karten bezogen werden. In der Alten Schmiede ist jeder Eintritt frei. Der Kulturpass berechtigt dort für eine kostenlose Ausgabe von "Wespennest" oder "Kolik", und ein Buchpräsent bei "Literatur im März".
"In Wien sind derzeit rund 74.000 Menschen akut arm", so Martin Schenk von der Armutskonferenz. "Sieben Prozent können sich keine neue Kleidung bei Bedarf leisten, und auch keine Heizung im Winter. In den letzten Jahren wuchsen die Sozialhilfeempfänger von 30.000 auf 60.000 an". Der soziale Absturz geschehe heute rasch und treffe auch solche, die nie damit gerechnet hätten. Armut scheine in einem der reichsten Länder der Welt "politisch in Kauf genommen zu werden", so Schenk weiters. "Wir setzen aber ein Zeichen und nehmen das nicht in Kauf".
Bisherige Bilanz
Bisher spricht der Erfolg der Aktion "Hunger auf Kunst und Kultur" für sich: Von Jänner bis Juni 2004 kamen 196 Personen mit Kulturpass ins Schauspielhaus. Von September bis Mitte Dezember 2004 waren es 142 Personen. "Man kann gar nicht anders, als bei so einer Idee mitzumachen", sagte Volksopernchef Rudolf Berger. Ob es auch Direktoren namhafter Theater oder Museen gegeben habe, die Berg eine Abfuhr erteilt hätten, wollte er nicht direkt beantworten: "Das ist ein wachsender Organismus, im nächsten Jahr werden sicher wieder andere hier bei uns sitzen, die mitmachen". Dazu Matt: "So etwas funktioniert nach dem Schneeballprinzip. Und bald wird sich keine Institution diesem Anliegen, das uns alle betrifft, mehr entziehen können". (APA)