Der Rückzug des ehemaligen New Yorker Polizeipräsidenten Bernard Kerik von der Nominierung zum neuen Heimatschutzminister hat sich als peinliche Schlappe entpuppt - nicht nur für Präsident George W. Bush und das Weiße Haus, wo man offensichtlich seine Vergangenheit nicht gründlich genug durchleuchtet hatte, sondern auch für Keriks Mentor Rudy Giuliani.

Kerik hatte in seinem offiziellen Statement unangenehme Details eingestehen müssen: So habe er bei Durchsicht seiner Papiere festgestellt, dass in seinem Haushalt kurzfristig eine Nanny ohne legalen Aufenthaltsstatus in den USA angestellt gewesen sei. In der Zwischenzeit scheint es allerdings, als wäre Keriks Nanny seine geringste Sorge: Während der letzten Tage erschienen in den US-Medien eine Reihe von Berichten über die teilweise fragwürdige Vergangenheit des 49-jährigen ehemaligen Leibwächters von Giuliani. Gerüchte wurden laut, Kerik habe während der Amtszeit von Giuliani, zuerst als Leiter der Gefängnisbehörde, später als Polizeipräsident, illegale Geschenke im Wert von tausenden von Dollar angenommen und auch Aufträge an eine Baufirma erteilt, die angeblich mit der New Yorker Mafia verknüpft ist.

Auch Keriks Privatleben wurde unter die Lupe genommen, wobei sich herausstellte, dass er während seiner zweiten Ehe mit einer ehemaligen Zahnarztassistentin zwei langfristige außereheliche Beziehungen unterhielt und auch die Scheidung von seiner ersten Frau, die vor mehr als zwanzig Jahren stattfand, tunlichst verschwiegen hatte.

Der oftmals als "Bürgermeister von Amerika" bezeichnete Rudy Giuliani entschuldigte sich persönlich bei Präsident George W. Bush für seinen engen Freund Kerik, der vor wenigen Tagen wieder in Giulianis Firma zurückgekehrt ist. Denn Bush hatte Kerik auf Giulianis ausdrückliche Bitten hin nominiert - sozusagen als Belohnung für den unermüdlichen Einsatz des New Yorker Exbürgermeisters während des Präsidentschaftswahlkampfes. Aber die persönliche und berufliche Verbindung zu dem nunmehr unter dem Verdacht der Korruption stehenden Kerik könnten Giulianis Chancen für eine Präsidentschaftskandidatur im Jahr 2008 empfindlich beeinträchtigen.

Die republikanische Senatorin Susan Collins übte scharfe Kritik an Kerik und schlug Bush vor, er möge den Demokraten Joseph Lieberman, den erfolglosen Kandidat für die Vizepräsidentschaft im Jahr 2000 und die Präsidentschaft im Jahr 2004, für das Amt des Heimatschutzministers nominieren. (DER STANDARD, Printausgabe, 15.12.2004)