Wien - In rund fünf Jahren könnten Geräte zur so genannten
Quantenkryptographie nach Schätzungen von Experten gleichsam im
Geschäft zu kaufen sein. Diese völlig neue Verschlüsselungstechnik
basiert auf Quantenphänomenen und ist - so versichern Physiker -
prinzipiell unknackbar. Erst im April wurde in Wien unter großer
medialer Anteilnahme die erste Banküberweisung mittels
Quantenkryptographie durchgeführt, nun melden Forscher der Austrian
Research Centers (ARC) die Fertigstellung eines Prototyps. Entwickelt
wurde das Gerät im Rahmen des FIT-IT Projekts "PRODEQUAC". Angestrebt
wird die Serienproduktion.
Die Übertragung im April vom Wiener Rathaus in eine Bankfiliale
war noch fest in Händen der Grundlagenforscher rund um Anton
Zeilinger, Experimentalphysiker an der Uni Wien. Der Hauptvorteil der
Quantenkryptographie ist der, dass die Sicherheit nicht - wie bisher
- durch möglichst schwer zu knackende mathematische Formeln, sondern
durch Naturgesetze gewährleistet wird. Die Wissenschafter setzen
dabei auf so genannte verschränkte Photonen - Lichtteilchen. Zwei
solcher Teilchen werden an einem Ort erzeugt und dann auf die Reise
an verschiedene Empfänger geschickt.
Zufälliger Verschlüsselungscode
Durch das Quantenphänomen der Verschränkung bleiben die Photonen
wie durch Geisterhand mit einander verbunden. Manipulationen an einem
Teilchen machen sich augenblicklich auch beim Geschwisterchen
bemerkbar. Durch Messung etwa der Schwingungsebene der nach und nach
ankommenden Photonen auf der einen Seite entsteht ein völlig
zufälliger Verschlüsselungscode, der auch exakt zur gleichen Zeit
auch beim anderen Empfänger sichtbar wird.
Der Prototyp der ARC umfasst die Elektronik rund um die
Verschlüsselung, nicht die Photonenverschränkung selbst. Sie wurde
als Hardware-Firewall realisiert und besteht konkret aus zwei
Einschubkarten für den Computer. Ein eigenes Betriebssystem sorgt für
eine saubere Trennung. Die Forscher geben sich überzeugt, dass die
Quantenkryptographie für die Übertragung jeglicher Art sensiblen
Informationen eingesetzt werden kann, von Telefongesprächen bis zu
Videokonferenzen. (APA)