Graz - Nach Mars- und Venus sind Geräte von Grazer Weltraumexperten bald auch unterwegs zum Merkur: Im Jahr 2012 soll die europäisch-japanische Merkur-Mission "BepiColombo" starten und Magnetfeldmessgeräte aus dem Grazer Institut für Weltraumforschung (IWF) mit an Bord haben. Die Mission besteht aus zwei Orbitern, die nach einer viereinhalb Jahre langen Reise die Oberfläche, sein Innenleben und die so genannte Magnetosphäre des sonnennächsten Planeten untersuchen sollen. Von Seiten der NASA befindet sich bereits seit August dieses Jahres eine Sonde auf dem Weg zum Merkur.

MPO und MMO

Die nach dem italienischen Raumfahrtpionier Giuseppe Colombo benannte Mission wird aus zwei Satelliten bestehen, die Merkur umkreisen sollen. Das Hauptraumfahrzeug Mercury Planetary Orbiter (MPO) wird von der ESA gebaut. Eine zweiter, der Mercury Magnetospheric Orbiter (MMO), wird von der Japanischen Raumfahrtagentur (JAXA) geliefert. Wolfgang Baumjohann, Direktor des Grazer IWF und Leiter der Abteilung für experimentelle Weltraumforschung ist der einzige europäische Principal Investigator (Hauptverantwortliche) auf der japanischen "BepiColombo"-Raumsonde, teilte das IWF mit.

Während der MPO seinen Fokus auf die Erforschung der Oberfläche und der Zusammensetzung Merkurs legt, soll der MMO die Magnetosphäre des Planeten erkunden. Der MMO wird den Planeten in 400 bis 12.000 Kilometern Höhe umkreisen. Das in Graz entstehende Magnetometer ist eines der insgesamt sechs Instrumente, die dabei zum Einsatz kommen sollen. Die Grazer Forscher, die das Magnetfeldmessgerät gemeinsam mit der Universität Braunschweig entwickeln und bauen, interessiert vor allem auch das Zusammenspiel des Magnetfeldes mit dem Sonnenwind bei der bekannten Abwesenheit einer Ionosphäre. So will man die magnetischen Phänomene erfassen, die beim Kontakt mit der von der Sonne ausgesandten elektrisch geladenen Teilchen - den so genannten Sonnenwinden - entstehen.

Gerne eingesetzte Geräte

Das Grazer Forscherteam gehört zu wenigen Gruppen weltweit, die Instrumente zur Untersuchung planetarer und interplanetarer Magnetfelder an Bord von Raumsonden entwickeln, bauen und deren Daten auszuwerten können. So liefert das IWF auch das Magnetometer für den im Herbst 2005 startenden "VenusExpress", das Magnetometer der "Rosetta"-Mission wird ebenso mit Grazer Technologie kalibriert, wie die beiden "Cluster"-Satelliten der ESA, die den Einfluss von Sonnenstürmen auf das Erdmagnetfeld untersuchen.

Eine Reise zum Merkur ist ein schwieriges Unterfangen: Einerseits gibt es ein ausgeprägtes solares Gravitationspotenzial zwischen Erde und Merkur, das sehr große Antriebsleistungen vom Raketenantrieb abverlangt. Um die nötige Geschwindigkeit zu erreichen, will man daher erstmals ein Ionenantriebswerk einsetzen. Andererseits stellt die Nähe zur Sonne mit Temperaturen zwischen 140 Grad minus und 400 Grad plus eine Herausforderung dar. Zuletzt wurde der Merkur im Jahr 1975 im Vorbeiflug besucht. Im August dieses Jahres startete die NASA- Merkursonde "Messenger", die sich mit einem chemischen Antriebssystem dem Planeten nähert und bereits im Jahr 2011 in eine einjährige Umlaufbahn um Merkur einzutreten soll. (APA)