Washington - Um ein angebliches neues Projekt geheimer Spionagesatelliten, das die US-Regierung verwirklichen wolle, ist in Washington eine über die Medien geführte heftige Diskussion ausgebrochen. Laut Berichten der "Washington Post" und der "New York Times" bezweifeln einige demokratischen Senatoren die Sinnhaftigkeit eines weiteren Spionagesatelliten-Programms, das wegen der natürlichen Beschränkungen durch Wolken und Dunkelheit nur bei Tageslicht und gutem Wetter zum Ausspähen verwendet werden könnte.

Schon jetzt würde jeder Staat wissen, dass Spionagesatelliten alle Vorgänge am Tag beobachten können. Wer etwas geheim halten wolle, weiche daher auf die Nacht oder geschlossene Räume bzw. unter die Erde aus. Mit Infrarot und Radar könnten derzeit nur ungenaue Angaben über Unterirdisches gemacht werden. Wegen der Geheimhaltung des neuen Programms ist aber unklar, ob es auch zur Ausspähung unter der Erdoberfläche eingesetzt werden kann. Waffenprogramme werden heutzutage aber großteils unterirdisch entwickelt: Laut einem von der "NYT" zitierten Satellitenexperten zeigten beispielsweise die Satellitenfotos von Nordkorea zur Ausforschung des Nuklearwaffenprogramms nur jene Vorgänge, die das Land jeweils herzeigen wolle.

"Unsichtbare Satelliten

Beim nun diskutierten Programm soll eine "Dritte Generation" von für die Gegner unsichtbaren Satelliten entwickelt werden. Das Programm soll hauptsächlich vom Rüstungs- und Technologiekonzern Lockheed Martin Corp. durchgeführt werden, berichtet die "New York Times" unter Berufung auf ungenannte Regierungsvertreter. Das Unternehmen selber lehnt jede Stellungnahme dazu ab.

Bisher sind laut "NYT" bereits Millionen Dollar für die "Tarnkappen-Satelliten" aufgewendet worden, insgesamt wurden die projektierten Gesamtkosten jedoch von fünf Milliarden Dollar auf 9,5 Mrd. Dollar fast verdoppelt. Die Mahner auf Seiten der Demokraten meinen nun, es sei noch nicht zu spät das teure und möglicherweise wenig Zusatznutzen bringende Programm zu stoppen. Die Gelder sollten besser in andere Programme investiert werden. Außerdem werden die Modalitäten der mutmaßlichen Vergabe an Lockheed Martin kritisiert. Republikaner wiederum werfen den Demokraten vor, mit der Debatte die Geheimhaltungspflicht für Vorhaben der nationalen Sicherheit zu verletzen. (APA)