Bregenz/Bludesch - Gespräche mit betroffenen ehemaligen Grundwehrdienern haben der Bundesheer-Beschwerdekommission am Freitagvormittag neue Erkenntnisse gebracht. Demnach hat es in der Kaserne Bludesch in Vorarlberg keine Schläge mit Bambusstöcken gegeben, sagte Paul Kiss, Vorsitzender der Beschwerdekommission, zu Mittag gegenüber der APA. Bestätigt habe sich hingegen der in den Medien dargestellte Ablauf der Geiselnahme-Übung in der Pontlatz-Kaserne in Landeck.

Keine Schläge mit Bambusstöcken

Die Bundesheer-Beschwerdekommission ist am Freitag nach Vorarlberg gereist, um sich im Gespräch mit ehemaligen Rekruten ein Bild von den in Bludesch und Landeck durchgeführten Übungen zu machen. Die Info-Illustrierte "News" hatte am Donnerstag unter anderem berichtet, dass in Bludesch "Rekruten von als Terroristen verkleideten Ausbildnern überwältigt, von ihnen gewaltsam zu Boden gestoßen und mit Bambusstöcken geschlagen wurden".

Die Aussagen beteiligter Rekruten haben diesen Vorwurf laut Kiss aber entkräftet. Die "wichtigste Botschaft ist, dass der schwere Vorwurf der Misshandlung mit Bambusstöcken bisher von keiner der befragten Personen bestätigt wurde", sagte Kiss. Am Vormittag habe man sich mit sechs damaligen Grundwehrdienern bzw. Ausbildnern unterhalten, am Nachmittag sollten weitere Gespräche folgen.

Geiselnahme-Übung in Landeck bestätigt

Bestätigt wurde von drei damals involvierten Rekruten hingegen der in den Medien bereits geschilderte Ablauf der Geiselnahme-Übung in Landeck: "Es wurden Fesselungen vorgenommen, die als äußerst unangenehm empfunden wurden", so Kiss. Auch dass die Rekruten stundenlang in einem kalten Reitstall hätten stehen oder knien müssen, sei von den Befragten so dargestellt worden. Diese Erkenntnisse waren für Kiss insofern "wichtig", als es sich um die ersten Gespräche mit ehemaligen Grundwehrdienern aus Landeck gehandelt habe.

Kiss bestätigte außerdem, dass die Bataillone, in denen die umstrittenen Übungen stattgefunden haben, alle Teil der 6. Jägerbrigade sind. Interpretieren wollte er dieses Faktum aber nicht. Schlussfolgerungen aus den Ermittlungen werden laut Kiss am nächsten Dienstag bei der Sitzung der Parlamentarischen Beschwerdekommission gezogen.

Umfassende Aufklärung der Vorfälle gefordert

Die umfassende Aufklärung der Vorfälle hat am Freitag auch die Österreichische Offiziersgesellschaft gefordert. Sie lehne diskriminierendes Verhalten und unangebrachte Ausbildungsmethoden grundsätzlich und entschieden ab, betonte sie in einer Aussendung. Die Vorfälle dürften aber keinesfalls zum Anlass genommen werden, das Bundesheer pauschal zu verurteilen. "Das Fehlverhalten einiger weniger darf nicht dazu führen, dass die hervorragenden und durchwegs von der Gesellschaft anerkannten Leistungen tausender Soldaten dabei vergessen werden." (APA)