Nach der Präsentation von Pisa 2003 gilt Finnlands Schulsystem als Musterbeispiel für Lernerfolg. Immerhin liegen die Finnen im Bereich Mathematik, Lesen und Naturwissenschaft auf Platz eins – lediglich bei der Problemlösungskompetenz wurden sie von den Koreanern verdrängt.

Aber auch andere Länder liegen weit vor Österreich. Südkorea etwa hat auch im Bereich Mathematik und Lesen das zweitbeste Ergebnis erzielt, in den Naturwissenschaften belegt man Rang drei.

Die Schulkarriere im Tigerstaat beginnt spät, aber intensiv: Von acht bis 14 Jahren besucht man gemeinsam die Grundschule, wo es keine Notenbeurteilung gibt. Danach kommen verpflichtend drei Jahre Mittelschule. Hier wird mittels Punktesystem beurteilt, "Sitzenbleiben" gibt es aber nicht. Permanente Tests über das gesamte Stoffgebiet sichern den Lernerfolg ebenso wie die Veröffentlichung der Ergebnisse. In der koreanischen Leistungsgesellschaft gilt es als Schande, wenn man dabei nicht gut abschneidet. Viele Koreaner hängen an die Mittelschule drei Jahre High school an, denn höhere Bildung ist die Voraussetzung für gute Berufsaussichten.

Gelernt wird von neun bis 17 Uhr, mit einer einstündi gen Mittagspause. Wer es sich leisten kann, schickt sein Kind danach bis etwa zehn Uhr abends in ein Privatinstitut oder holt einen Privatlehrer heim. In der Schule selbst sind Mädchen und Burschen nicht mehr so streng getrennt wie früher. Trotz einer durchschnittlichen Klassengröße von bis zu 50 Schülern herrscht strenge Disziplin. Ganz nach dem koreanischen Sprichwort "der König, der Vater und der Lehrer sind gleichrangig".

Belgien hat mit seinem Ganztagsschulmodell Österreich zumindest bei Pisa um Längen geschlagen. Nach dem Kindergarten wird im sechsten Lebensjahr eingeschult. Ab dem zwölften Lebensjahr folgt die Sekundarstufe, die in drei zwei Jahre dauernde Blocks unterteilt wird. Im Gegensatz zur Matura setzt man beim Schulabschluss nicht nur auf eine straffe Prüfungsfolge. Es wird auch versucht, die Eignung für den weiteren Berufsweg, etwa den Beginn eines Studiums, im Gespräch mit dem Schüler auszuloten.

Als Aufsteiger unter den neuen EU-Staaten gilt Polen – bei Pisa 2000 lagen die Schüler noch weit zurück, in der aktuellen Studie befinden sie sich im EU-Mittelfeld.

Im Jahr 1999 hat Polen eine radikale Schulreform durchgeführt und das "Gimnazjum" für alle eingeführt: auf sechs Jahre Grundschule folgen drei Jahre Gymnasium, danach können junge Polen zwischen einem allgemein bildenden "Lyzeum", einer Berufsmittelschule mit Matura oder einer Berufsschule ohne Hochschulreife wählen. Seit 2002 herrscht in dem Land mit hoher Jugendarbeitslosigkeit nun auch eine Schulpflicht bis zum 18. Lebensjahr. "Die Bildungsreform und die Einführung des Gymnasiums haben sich ausgezahlt", analysiert Michal Fedorowicz, Leiter der polnischen Expertengruppe der Pisa-Studie. Wie in fast allen postkommunistischen Ländern ist Bildung in Polen zu einem Statusfaktor geworden. Jährlich wird eine Rangliste der besten Schulen veröffentlicht, deren Absolventen bei den Aufnahmeprüfungen der besten Universitäten besonders gut abschneiden oder die mit einer reichen Angebotspalette an Fremdsprachen, außerschulischen Aktivitäten oder Computerausstattung glänzen.

Auch nach der jüngsten Pisa-Studie sieht Polen Anlass zu Nachbesserungen. In Mathematik konnte sich das Land nur vom schlechten Rang 22 auf 21 verbessern. Prompt kündigte der polnische Erziehungsminister an, das Schulfach Mathematik zu verändern. Mathematik solle wieder Maturafach werden.

(kmo, pm, tó/DER STANDARD-Printausgabe, 10.12.2004)